Die Fellpflege ist ein wichtiger Faktor für das Wohlbefinden des Hundes. Kein Wunder, denn im Gegensatz zum Menschen ist der Hund beinahe vollständig von seinem Haarkleid bedeckt. Zudem erfüllt das Fell eine wichtige Aufgabe. Es reguliert die Körperwärme des Hundes und schützt seine Haut vor Wettereinflüssen. Das Fell hat also einen durchaus größeren Nutzen als nur sein schönes Aussehen, weshalb man sich mit dessen Pflege einmal genauer befassen sollte.
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Frauchen oder der Groomer?
Wer denkt, Fellpflege sei nur etwas für Hunde, die regelmäßig auf Hundeschauen auftreten, der irrt. Denn zumindest die grundlegende Fellpflege gehört zum natürlichen Verhalten der Hunde dazu. Früher übernahm sie das Rudel, einen Teil übernimmt natürlich auch der Hund selbst und der Rest liegt heute in der Hand des Menschen.
Natürlich richtet sich der Bedarf nach der Fellbeschaffenheit des vierbeinigen Freundes. Ob nur ab und zu bürsten oder regelmäßiges „Durcharbeiten“ von Langhaarhunden, Fellpflege ist auch notwendig, um mögliche Hautstoffwechselstörungen zu vermeiden.
Wem die Fellpflege zu Hause zu aufwendig ist, überlässt dies einem Hundefriseur, bzw. Groomer. Der übernimmt die fachgerechte Fell- und Hautpflege bei Hunden aller Größen und entsprechend der jeweiligen Rasse. So werden beispielsweise Pudel geschert oder Terrier und Schnauzer getrimmt. Wasserscheue Hunde kann man im Hundesalon baden. Besonders strubbelige Exemplare werden hier entfilzt und gekämmt.
Scheren oder nicht?
Zur Sommerzeit ist die Fachkompetenz des Groomers besonders begehrt, denn bei der Frage nach einer Schur für den Hund im Sommer scheiden sich die Geister.
Die Tierärztin Dr. Birgitta Nahrgang rät:
„Das Entfernen der Unterwolle bei einem guten Hundefriseur ist der kompletten Schur vorzuziehen. Durch das Entfernen der Unterwolle bleibt die Schutzfunktion des Fells erhalten. Insbesondere geht es hier um den Schutz vor extremer Sonneneinstrahlung. Hunde können einen Sonnenbrand bekommen. Des Weiteren ist der Hund so auch besser gegen Nässe und Kälte bei starken Temperaturschwankungen geschützt.“
Ohrenputz und Krallenschneiden
Zum Arbeitsfeld des Groomers gehört heute auch das Säubern der Hundeohren, das Zähneputzen sowie gegebenenfalls die Zahnsteinentfernung durch Ultraschall, die Pfotenpflege und das Schneiden der Krallen. Besonders ungeübte Hundehalter sollten bei dunklen Krallen die Hilfe vom Groomer oder Tierarzt in Anspruch nehmen, um eine Verletzung der Blutgefäße zu vermeiden.
Bei Hunden, die genügend Auslauf haben und auch auf Asphalt laufen, nutzen sich die Krallen allerdings von alleine ab, sodass das Krallenschneiden nicht erforderlich ist. Für Hunde, deren Krallen generell ungewöhnlich schnell wachsen, gilt das natürlich nicht.
Baden oder nicht?
Den meisten Schmutz kann man beim Hund meist durch Ausbürsten des Fells entfernen. Dies ist einem Bad deshalb vorzuziehen, da durch zu häufiges Baden der natürliche Fettfilm der Haare entfernt wird und das Fell so schneller wieder verschmutzt.
Die Tierärztin Dr. Petra van Halder macht deutlich:
„Ohne eine medizinische Indikation, also z. B. dermatologische Probleme genügt es völlig, den Hund zweimal im Jahr und zwar zur Zeit des Fellwechsels zu baden. Denn dabei entfernt man gleichzeitig eine Menge loser Haare.“
Und Dr. med. vet. Constanze Gilch ergänzt:
„Wichtig ist hierbei, ausschließlich spezielle Hundeshampoos zu verwenden, denn Shampoos für Menschen haben in der Regel einen zu niedrigen pH-Wert, trocknen die Haut häufig zu stark aus. Es kann in der Folge zu Juckreiz und Hautinfektionen kommen. Der Haut-pH-Wert des gesunden Hundes liegt bei 7-8, der des Menschen bei ca. 5,5“.
Ob zu Hause oder im Hundesalon, beim Baden ist es notwendig mit einer rutschfesten Unterlage zu vermeiden, dass der Hund in der Badewanne hin und her rutscht. Der Kopf sollte nur man nur mit klarem Wasser behandeln, wobei kein Wasser in die Ohren gelangen darf. Nach dem Baden den Hund gut abtrocknen und für ihn eine warme Stelle in der Wohnung bereit halten, an der es nicht zieht, denn auch Hunde sind vor Erkältungen nicht gefeit.
Das Bürsten und Trimmen
Beinahe alle Hunde verlieren Haar. Deshalb wird jeder Hund gekämmt, gebürstet oder gestriegelt, um die losen Haare aus dem Fell zu entfernen. Geschieht dies nicht, verfilzt das Fell. Die Fellpflege ist je nach Länge und Beschaffenheit des Fells unterschiedlich aufwändig.
Bei kurzhaarigen Hunden genügt es einmal in der Woche mit einer gummierten Bürste durch das Fell zu streifen. Bei Hunden mit längeren oder wolligen Haaren kann ein tägliches Bürsten erforderlich sein. Dies sollte am besten mit einer Bürste oder einem Kamm mit langen, abgerundeten Zinken geschehen.
Generell bürstet man immer mit dem Strich, nur bei kurzhaarigen Hunden darf zwischendurch auch einmal gegen den Strich bürsten, um lose Haare leichter entfernen zu können. Drahthaarige Hunde sollten ab und zu mit Trimmbürsten oder Trimmscheren getrimmt werden. Zu den Besonderheiten kann ein Groomer ausführlich beraten.
Besondere Aufmerksamkeit muss der Fellpflege natürlich im Frühjahr und im Herbst geschenkt werden, wenn der Hund das Fell wechselt.
Denn Dr. Katja Beyer weiß:
„Unzureichende, aber auch übertriebene und falsche Fellpflege begünstigt Hautkrankheiten. In regelmäßigen Abständen sollten Fell und Haut inspiziert, langhaarige Hunde gebürstet werden. Im Übrigen genießen auch viele kurzhaarige Hunde das Bürsten, vor allem im Fellwechsel. Zudem werden die Hautdurchblutung und die Talgdrüsenproduktion angeregt.“
Auch das unterschiedliche Alter der Hunde ist bei der Fellpflege zu berücksichtigen.
Dazu erklärt Tierarzt Dr. Ralf Unna:
„Der alte Hund – wie der alte Mensch – produziert weniger Hormone. Dies kann zu einem verlängerten Haarwechsel, dünnem und glanzlosen Haar führen. Auch die Aktivität der Talgdrüsen verändert sich im Alter, was entweder zu stumpfen, struppigen Fell oder im Gegenteil zu fettigen Haaren führen kann. Im Bedarfsfall kann der Tierarzt den vierbeinigen Gefährten mit Vitaminen und Mineralstoffen sinnvoll unterstützen.“
Fellpflege ja – Kosmetik nein!
Ob die Fellpflege nun von Frauchen und Herrchen selbst übernommen wird oder von Zeit zu Zeit ein Groomer beauftragt wird, bleibt jedem selbst überlassen. Wichtig ist nur, dass sie regelmäßig durchgeführt wird, um Hauterkrankungen oder auch Parasiten wie Zecken oder Flöhe frühzeitig zu entdecken.
Mit vereinzelten Ausnahmen, ist für viele Hunde die von Frauchen und Herrchen durchgeführte Fellpflege eine zusätzliche Streicheleinheit, die zugleich die soziale Bindung zum Hund stärkt.
Das Berufsbild des Groomers
Obwohl der Beruf des Hundefriseurs, heute Groomer genannt, bereits seit über 100 Jahren existiert, gibt es immer noch keine geregelte Ausbildung und somit auch keine staatliche Anerkennung dieses Berufes. Die dringend benötigten Fachkenntnisse werden deshalb in privaten Schulen, bei Züchtern und aus Büchern erworben. Die Qualität dieser Ausbildung ist somit nicht nach Standards geregelt, sondern hängt wiederum von der individuellen Qualität der privaten Ausbilder ab.
Die Grundausbildung zum Groomer dauert zwei bis vier Wochen und kostet zwischen 1000 und 2500 Euro. Vermittelt werden in dieser Zeit vor allem die Trimm- und Scherkunde, Gesundheitslehre, Rassekunde und Anatomie sowie der Gebrauch von Maschinen, Geräten und den unterschiedlichsten Pflegemitteln. Nicht zuletzt legt man bei der Ausbildung auch großen Wert auf die Existenzgründung, denn in der Regel wird der Groomer einen eigenen Salon eröffnen müssen, da Anstellungen in einem Hundesalon selten sind.
Durch die fehlende Standardisierung der Ausbildung gibt es auch unter den Groomern einige „schwarze Schafe“, denn jeder Laie kann im Grunde einen Hundesalon eröffnen. Um dies in Zukunft zu verhindern, plädiert der Bundesverband der Groomer e. V. für eine Anerkennung dieses Handwerks, damit eine professionelle und einheitliche Arbeitsweise gewährleistet ist.
Neben der fachlichen Kompetenz sollte ein seriöser Groomer liebevoll mit allen seinen vierbeinigen Kunden, auch mit den Großen und Schwierigen umgehen. Er berät die Zweibeiner ausführlich und erklärt ihnen die Arbeitsabläufe. Im Hundesalon selbst sollten gute Lichtverhältnisse, eine hundegerechte Badewanne und ein höhenverstellbarer Tisch sowie gutes Handwerkzeug eine Selbstverständlichkeit sein.
Beitrag: Kirsten Bälkner, Germanistin, M. A.