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Hundeleine – Positive Verbindung oder lästiges Übel?

Hundeleine – Positive Verbindung oder lästiges Übel?

Am 24. September 2024 aktualisiert

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hundeleine
© Javier brosch stock.adobe.com – ID:58812452

Wir brauchen sie und zugleich sind die meisten Hundebesitzer nicht besonders gut auf sie zu sprechen, die Hundeleine. Zu ihrem schlechten Image tragen nicht zuletzt wenig tiergerechte Gesetze, wie ein genereller Leinenzwang, ihren Teil bei.

Dabei ist die Hundeleine das Utensil, welches den Menschen fast täglich mit seinem Vierbeiner verbindet. Falsche Handhabung und negative Einstellung zum „Zarten Band“, an dem Hund und Halter gemeinsam durch den Alltag gehen, sind zumeist die Ursache für verändertes und auch problematisches Hundeverhalten an der Leine.

Früher, aber nicht besser

Am Anfang des Zusammenlebens von Mensch und Hund stand nicht etwa die Leine, sondern die freiwillige Coexistenz von Zwei- und Vierbeinern. Erst später diente der Strick zur Kontrolle und nicht selten leider auch als schmerzhaftes Maßregelungsinstrument für den Hund.

Auch heute sind solche Maßregelungen oder der Leinenruck als falsche Erziehungsempfehlungen nicht aus unsachgemäßer Hundeerziehung verschwunden. Dabei sollte die Hundeleine von Anfang an etwas Positives für den Hund sein.

Sicher, aber Locker

Wer nicht gerade Hase und Fuchs zum Nachbarn hat, wird die ersten Schritte mit seinem Vierbeiner angeleint aus der sicheren Höhle gehen. Der Welpe findet das im Allgemeinen eher weniger erstrebenswert als seine Menschen, die die Hoffnung haben, dem Hund so schnellstmöglich beibringen zu können, seine Geschäfte nicht mehr im Wohnzimmer zu erledigen.

Im besten Fall setzt dieser sich erst einmal hin, um sich zu wundern. Wer jetzt seinen kleinen Hund einfach an der Leine hinter sich herschleift, hat schon den ersten Grundstein für ein negatives Verhältnis zur Leine gelegt. Denn zieht man den unerfahrenen Vierbeiner aus seiner geschützten Umgebung in das furchteinflößende, neue Umfeld, werden Angst und Gegenwehr erzeugt. Der Welpe möchte zurück ins Haus fliehen, zieht an der Leine und würgt sich so die Luft ab.

Was sich beim Hund einprägt ist. „Draußen ist es furchtbar, an der Leine sein noch viel furchtbarer.“ Dabei ist in dieser ersten sensiblen Phase das Wichtigste, Vertrauen aufzubauen, dem Hund bei lockerer Leinensicherung viel Freiraum und Zeit zu lassen, sein Umfeld zu entdecken, seine natürliche Neugier über die Angst siegen zu lassen und keine wirklichen Spazierrunden zu planen.

Trainieren, aber nicht tricksen

Hat der Vierbeiner die ersten Schritte in die neue Umgebung hinter sich und entdeckt jetzt, was es alles zu entdecken gibt, folgt auch schon das nächste Leinenproblem. Denn ist Fifi einmal frei, kommt er auch nicht mehr so schnell wieder. Spätestens dann begreift Herrchen, dass er einmal zu viel seinen Hund vermeintlich ausgetrickst hat.

Denn am Anfang, wenn die kleinen Vierbeiner noch gutgläubig sind, kommen sie auf einen Ruf schnell angerannt. Doch so schnell sie begreifen, dass es für das Kommen ggf. ein Leckerchen gibt, genauso schnell haben sie auch erfasst, dass sie in die „Spaß-vorbei-Falle“ getappt sind, wenn sie das Klicken der Leine am Halsband hören. „Spitz pass auf!“, sagt sich der schlaue Hund da und lädt ab diesem Zeitpunkt gern regelmäßig zu einer kleinen Hetzjagd mit Herrchen oder Frauchen ein.

Wer sein Abruftraining mit spannenden Aufgaben verbindet, auch zwischendurch abruft und bei Erfolg sofort wieder ins Rennen schickt, ist wesentlich erfolgreicher. Wichtig: Hunde brauchen Freilauf. Denn wer sich nie entfernen darf, kann auch nicht lernen wieder zu kommen.

Begegnen, aber nicht Pöbeln

Grundsätzlich ist der erste Gedanke des Hundes in einer Konfiktsituation Flucht. Ist das nicht möglich, kann er nur mit einem gezielten Angriff als Sieger/Überlebender aus der Auseinandersetzung herauskommen. Ein Großteil der Hunde, die an der Leine Artgenossen gegenüber pöbeln, stänkern oder sich durchaus ernsthaft aggressiv zeigen, haben irgendwann gelernt, dass sie ohne Fluchtmöglichkeit an der Leine dem anderen schutzlos ausgeliefert sind.

Oft sind regelmäßig falsch interpretierte Situationen und das daraus resultierende Fehlverhalten der Hundehalter Ursachen für diese Leinenaggressionen. Fehler sind vielfältig, wie das Gepöbel des eigenen Hundes mit sanften Worten beschwichtigen zu wollen, es dadurch aber zu bestätigen, oder auch Hundekontakt an der straffen Leine zuzulassen.

Im Ergebnis berühren sich die zwei Hunde gerade einmal mit der Nasenspitze und würgen sich während dessen fast jede Luft ab, nur weil ihre Halter vorher keine bewusste Entscheidung (auch zum Risiko) getroffen haben, ob sie den Hundekontakt zulassen wollen.

Grundsätzlich haben Hunde nichts von dem „Sekundenschnuppern“ an angeleinten Artgenossen, die gleich weiterlaufen. Es ist so, als würden wir jedem fremden Marktbesucher kurz die Hand schütteln und weitergehen. Wichtig ist der gepflegte Hundekontakt. Hunde brauchen Raum und Zeit, sich beschnuppern zu können – Hundekommunikation stattfinden zu lassen.

Nur dann kann sich ein Spiel entwickeln, können Hunde gemeinsam schnüffeln gehen, sich ignorieren oder auch sich nicht leiden können. Ein genereller Leinenzwang unterbindet dies und fördert die Leinenaggression. Um so wichtiger ist es, wenn Hunde beim Kontakt schon angeleint sein müssen, die Leinen absolut locker zu halten oder sie auch fallen zu lassen. Denn nur wenn sich ein Hund nicht eingeengt fühlt und sicher geführt wird, lernt er Artgenossen gleich zu begegnen, ob angeleint oder frei.

Unsichtbar, aber spürbar

Hunde sind Meister in der Wahrnehmung der Stimmungen seiner Menschen. Möchte der Mensch die Hundeleine am liebsten nicht benutzen, weil er damit Freiheitsberaubung assoziiert, vermittelt er diese negative Einstellung seinem Hund unbewusst. Haben Hund und Mensch erst einmal ein Leinenproblem, haben sie Stress. Der eine kläfft, der andere schimpft. Der eine zieht, der andere reißt. Gegenseitiges Vertrauen und Sicherheit sehen anders aus.

Die Hundeleine ist das Band zwischen Mensch und Hund. Deshalb sollte man für das richtige Führen seines Hundes Geduld aufbringen, um ein positives Verhalten an der Leine gründlich zu erarbeiten. Kein urbaner Vierbeiner kommt um die Leine herum. Deshalb wäre ein im wahrsten Sinne des Wortes „gespanntes“ Verhältnis zwischen Mensch und Hund doch wirklich schade.


Beitrag: Burga Torges, Hundetrainerin, hundeART Düsseldorf

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