Wenn Simone Sombecki als Moderatorin der WDR-Sendung „Tiere suchen ein Zuhause“, Hunden, Katzen und Kleintieren zu einem besseren Leben verhelfen kann, ist sie in ihrem Element. Immer sympathisch, immer gut gelaunt flimmert sie jeden Sonntagabend über die Bildschirme der Tierfreunde.
Seit mehr als zwanzig Jahren gibt es das Erfolgsformat trotz einiger Tiefen bereits. So freundlich wie die Kulisse auch wirkt, für Moderatorin Simone Sombecki und ihr Team ist der Tierschutz ein ernstes Thema. Nippers-Autorin Manuela Lieflaender traf Simone Sombecki beim Dreh von „Tiere suchen ein Zuhause“.
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Simone, du moderierst seit zwei Jahren „Tiere suchen ein Zuhause“. Was bedeutet dir die Sendung?
Simone Sombecki: „Sehr viel! „Tiere suchen ein Zuhause“ zeigt wie toll das Leben mit Tieren sein kann, und die Sendung klärt in Sachen Tierhaltung und Tierschutz auf. Und, was mir persönlich am wichtigsten ist, es werden sehr viele Tiere vermittelt! Denn das ist wirklich schon seit Jahren meine Herzensangelegenheit“
Was ist deiner Meinung nach das Erfolgsrezept?
Simone Sombecki: „„Tiere suchen ein Zuhause“ bietet den Tieren, Tierheimen und Tierschutzvereinen in NRW eine Plattform, gibt ihnen ein Gesicht. Wir blicken hinter die Kulissen, benennen auch die Probleme, mit denen der Tierschutz zu kämpfen hat. Wir scheuen uns nicht, kritische Themen anzugehen. Und in jeder Sendung darf natürlich die absolute Lieblingsrubrik der Zuschauer nicht fehlen: Unser „Zuhause gefunden“!“
Warum ist ein solches TV-Format so wichtig?
Simone Sombecki: „Ich hoffe, dass wir mit der Sendung Menschen erreichen, die sich vielleicht noch nie Gedanken über Tiere und Tierschutz gemacht haben, die aber nach der Sendung sagen: Hey, das war echt interessant, oder, Mensch, das wusste ich ja gar nicht. Einen Tierschützer muss ich nicht von Tierschutz überzeugen. Ich möchte die Menschen überzeugen, die skeptisch sind.“
Du bist Diplom-Pädagogin, Schauspielerin und Moderatorin. Das klingt erst mal ziemlich ungewöhnlich. Wie kam es zu dieser Laufbahn?
Simone Sombecki: „Pädagogik war schon zu Schulzeiten ein Fach, das mich interessierte: Der Mensch, seine Entwicklung, seine Umwelt, damit verbundene anthropologische Fragestellungen… Es war schnell klar, dass ich dies vertiefen und zu meinem Beruf machen möchte. So war mein Plan.
Daher das Studium, das übrigens ordentlich an der Uni zu Köln abgeschlossen wurde. Finanziert habe ich es mir mit Jobs beim Fernsehen und dort bin ich dann einfach hängengeblieben. Ich glaube, so lässt es sich in der Kürze am Besten beschreiben. Ich hatte einfach großes Glück“
Wie du schon angedeutet hast, ist Tierschutz eine Herzensangelegenheit für dich. Gab es dafür ein einschneidendes Erlebnis?
Simone Sombecki: „Diesen einen Moment gab es nicht. Ich hatte einfach das Glück, dass ich mit Tieren aufwachsen durfte. Meine Eltern vermittelten mir schon als Kind Respekt, Achtung und Verantwortung für und vor jedem Leben. Ich bin davon überzeugt, dass Kinder eine natürliche Affinität zu Tieren haben und meine Eltern haben mir diese einfach gelassen, mich sensibilisiert und sie durch unsere Haustiere gefördert.“
Du selbst hast zwei Hunde. Welche Geschichte haben sie?
Simone Sombecki: „Monsieur Jacques stammt aus Italien und war durch seine Blindheit ein Notfall. Ein befreundeter Tierschutzverein, der wusste, dass unsere letzte Hündin „OMI“ gestorben war, kontaktierte mich. Er wusste, dass mein Mann und ich ältere und gehandicapte Tiere aufnehmen. Beim ersten Spaziergang mit Jacques haben wir uns alle so hoffnungslos verlaufen, dass wir über Stunden unterwegs waren. Und mit jeder Minute die wir länger umherirrten wurde klar: Der gehört zu uns!
„Mademoiselle Schnucke“ ist eine nicht mehr ganz so junge, typische spanische Hündin, die wir vor Ort in einem andalusischen Tierheim entdeckten und vom Wesen her perfekt zu uns und Jacques passt. Sie kam fast verhungert im Tierheim an und auch nach Jahren ist immer noch das Fressen ihr Highlight des Tages.“
Im Tierschutz gibt es viele schwarze Schafe, die sich nicht für die Tiere, sondern einzig für den Profit interessieren. Wie trennst du die Spreu vom Weizen?
Simone Sombecki: „Erst einmal macht es mich wütend, dass es Menschen gibt, die ein Lebewesen nur als Ware sehen, um schnell viel Geld zu verdienen. Die Unwissenheit vieler tierlieber Menschen, die vielleicht aktiv sein und helfen möchten, wird von ihnen ausgenutzt. Daher ist Information unverzichtbar. Bei Skepsis sich nicht scheuen Fragen zu stellen und dem Bauchgefühl trauen“
Welchen Tipp gibst du Menschen, die einen Hund aus dem Tierheim möchten?
Simone Sombecki: „Wer sich ein Tier in sein Leben holt, sollte sich dies generell gut überlegen. Denn es geht hier um ein Lebewesen, das Ansprüche und Rechte hat. Deshalb sollte es keine spontane Entscheidung sein oder nur aus Mitleid geschehen. Mein Tipp: Umliegende Tierheime aufsuchen, diese können weitere Vereine benennen, mit denen sie zusammenarbeiten.“
Tierschutz hat für dich auch mit Lifestyle zu tun, denn du lebst vegan. Warum?
Simone Sombecki: „Ich bin aus ethisch, moralischen Gründen Veganerin geworden. Ich sehe den Menschen nicht als die Krone der Schöpfung und mache auch keinen Unterschied zwischen Haus- und sogenannten Nutztieren. Ein Schwein hat für mich genauso ein Recht auf Leben wie ein Hund. Ich als Mensch möchte es mir einfach nicht anmaßen, dass für meine Verlange ein Tier getötet wird.
Tierversuchsfreie Kosmetik, kein Tragen von Leder, Daunen, Pelz, bewusstes Einkaufen, Konsumieren, all das sind Punkte, die mir wichtig sind und die ich in meinem Leben schon lange umsetzte. Jeder, der das Tier hinter der Ware sieht, der weiß, dass hier noch großer Handlungsbedarf ist. Ich würde mir aber nie anmaßen, anderen Menschen vorzuschreiben wie sie zu leben haben, dazu habe ich nicht das Recht.“
Lass uns auf „Tiere suchen ein Zuhause“ zurückkommen. Was rätst du Tierschutzvereinen, wenn sie zu euch in die Sendung kommen?
Simone Sombecki: „Wirklich alle Informationen über das Tier zu geben. Aber erst einmal mit etwas Positivem anzufangen. Am wichtigsten ist, dass die Zuschauer – und somit ja auch die neuen Besitzer – ein Gefühl für das Tier bekommen. Wie ist es? Wer ist es? Wie ist seine Geschichte, was hat es erlebt? Und ich glaube ganz fest daran: Für jedes Tier, dass wir in der Sendung vorstellen, gibt es die richtigen Menschen, wir müssen sie nur finden.“
Was gibt es bei der Arbeit mit Hunden vor der Kamera zu beachten?
Simone Sombecki: „Keine Leckerchen in den Taschen haben, denn dann schaut der Hund zum Gast und mir. Ok, ein Hundepo kann auch witzig sein, aber ich glaube, die zukünftigen Besitzer würden doch lieber das Gesicht sehen. Und damit das klappt, gibt meine Kollegin Anja mit einer Leckerchentüte hinter und neben den Kameras alles. – Die Leckerchen stinken übrigens so bestialisch, dass mir die Kameramänner manchmal echt leid tun. Aber es funktioniert.“
Die Tierschützer wissen jetzt, was sie zu tun haben, die Hunde auch. Wie bereitest du dich auf die Sendung vor?
Simone Sombecki: „Meine Vorbereitungen fangen schon lange vor dem eigentlichen Aufzeichnungstermin der Sendung an. Anmoderationen werden geschrieben, vorgesehene Themen recherchiert, nach Möglichkeit werden die Tierheime besucht, es wird viel telefoniert. Unser gesamtes Team hat im Vorfeld immer ein bis zwei Besprechungstage im WDR-Sender selbst, an denen wir alle zusammen die einzelnen Sendungen noch einmal Punkt für Punkt durchgehen.
Jedes einzelne Tier wird durchgesprochen, die Reihenfolge festgelegt. Wir machen uns Gedanken, wie wir seine Vorstellung optimieren könnten. Gibt es beispielsweise Fotos, die wir zusätzlich einblenden könnten, sollen wir noch ein paar bewegte Bilder zeigen, welche Hintergrundinfos haben wir, wann wird welcher Beitrag gezeigt und so weiter.
An dem Tag direkt vor den Aufzeichnungen sitze ich dann Zuhause in meinem Arbeitszimmer und bereite meine Moderationskarten vor. Jeder, der schon mal einen Blick darauf geworfen hat, hat gelacht und gefragt, ob ich da noch den Durchblick habe.“
Warum denn das?
Simone Sombecki: „Also, bestimmte Punkte werden immer mit einer bestimmten Farbe markiert, andere Infos durch die Schriftgröße hervorgehoben und solche Dinge. Es ist halt mein persönliches geordnetes Chaos. Meine Hunde lieben diesen Vorbereitungstag, da wir früh Morgens erst zusammen eine riesige Runde Laufen gehen. Brauche ich, damit ich wieder etwas Luft in den Kopf bekomme und sie dann, während Frauchen arbeitet, die ganze Zeit unter und neben dem Schreibtisch schnarchen können.“
Und wie geht’s dann weiter?
Simone Sombecki: „Am Tag der Aufzeichnungen fahre ich zeitig los und gehe während der Fahrt im Kopf noch einmal einige Anmoderationen durch. Bei den Studios angekommen, wird je nach Wetterlage entschieden ob wir Drinnen oder Draußen drehen. Dann heißt es für mich: Ab ins Kostüm, dann weiter zu Kiki in die Maske zum Schminken. In der Zeit trudeln dann schon langsam die Tierschutzvereine ein. Fertig geschminkt werden dann die Gäste und Tiere begrüßt. Dann geht’s ab zum MikroVerkabeln und los geht’s mit der Sendung.“
Du bist einer der wenigen Menschen, die immer gut gelaunt sind und sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen. Wie machst Du das?
Simone Sombecki: „Danke für die Blumen. Ob mein Mann das genauso sieht? Ich habe mir in meinem Leben einfach kleine Rituale geschaffen von denen ich weiß, dass sie mir guttun. Kleines Beispiel: Ich gehe jeden Tag mit meinen Hunden im Oberbergischen Laufen. Ich habe zwar mein Handy dabei, stelle es aber in der Zeit während ich mit ihnen unterwegs bin auf stumm und gehe auch nicht ran wenn es klingelt. Das ist einfach unserer Auszeit, ich nenne es immer Hundezeit. Ich liebe es in der Natur unterwegs zu sein, nicht zu reden und einfach mal die Gedanken hängen zu lassen.
Was den Tierschutz angeht, habe ich gelernt, dass ich nicht alle Tiere retten kann, aber ganz viele Einzelne. Ich weiß inzwischen, dass es Situationen gibt, die sich nicht sofort lösen lassen. Ich denke mir dann: Okay, das ist jetzt nicht gerade toll, aber es ist nun mal so! Also versuche das Beste daraus zu machen.! Ich versuche einfach positiv zu denken“
Hast Du ein Lebensmotto?
Simone Sombecki: „Ich rechne mit nichts, freue mich über alles was kommt und bin dankbar für das was war!“
Simone Sombecki, Moderatorin der Sendung „Tiere suchen ein Zuhause“, Fotos: WDR