Inhalt
Zwölf Fragen – zwölf Meinungen
„Was Herrchen nicht weiß, weiß Hundchen schon lange besser!“
Jeder Mensch kann sich heute einen Hund anschaffen, ganz gleich wie viel oder wenig er über die Art und Rasse weiß. Trotz der begrüßenswerten Tendenz von stetig mehr Hundehaltern, zumindest um ein gewisses Maß an Grundgehorsam ihres Hunde bemüht zu sein, laufen immer noch zu viel Menschen „frei“ herum, die weder die Hundesprache verstehen, noch sich um ein rücksichtsvolles Miteinander mit Nichthundebesitzern bemühen. Auch unter Hundehaltern kommt es immer öfter zum Streit. Dabei wäre es so einfach, wenn gewisse Grundregeln von allen befolgt würden.
Wedeln ist nicht gleich Wedeln
Wenn Mensch immer noch denkt, ein schwanzwedelnder Hund sei dem Gegenüber grundsätzlich wohl gesonnen, dann bringt das den informierten Hundehalter schlicht weg zur Verzweiflung. Denn nicht selten sieht dieser in das verdutzte Gesicht eines Golden Retriever- oder Labrador-Besitzers, der bislang stets der Auffassung war, sein „Goldi“ oder sein „Labbi“ gehöre nicht zu den Caniden, sondern eher in die Kategorie Kuscheltier. Häufig ist aus seinem Mund auch zu Hören „Der tut nix“ oder „Der will nur spielen“. Alt bekannt und überholt? Tja – weit gefehlt!
Nicht das Aussehen ist entscheidend
Der Hund muss lernen, die Grundregeln des Gehorsams (wie Komm, Sitz, Platz, Bleib, Aus …) zu befolgen. Ist dies nicht der Fall, wird es nun höchste Zeit für eine Schulung. Auch die Leinenführigkeit muss für das gemeinsame Spazierengehen mit Hund und Kinderwagen sicher klappen. Unterwegs sind Apportierspiele gut geeignet, um den Hund richtig auszulasten. Damit bekommt auch er Aufmerksamkeit und ist dann zu Hause ruhiger.
Das neue Rudelmitglied
Wäre „Lassi“ schwarz gewesen, wäre der Serienerfolg der treuen amerikanischen Collie-Hündin sicherlich nur halb so groß. Gemessen an den wenig begeisterten Reaktionen von Hundebesitzern auf Begegnungen mit großen schwarzen Hunden, würden wir wahrscheinlich nie von ihr erfahren haben. Denn dann heißt es schnell „Halten Sie ihren gefährlichen Hund fest!“. Während der viel größere goldfarbene Hovawart freundlich begrüßt wird.
Schön auch, wenn die eigene Angst dem Hund untergeschoben wird: „Meiner hat Angst vor schwarzen Hunden!“, dieser aber das menschliche Unbehagen längst bemerkt hat und nach stetigem Wiederholen unweigerlich verknüpft. Dabei gilt „Ob schwarz, ob gold, ob braun … auf den Hundecharakter schaun!“, denn der und nicht das Aussehen oder die Rasse spielen Rolle bei der Begegnung mit Artgenossen.
Leine hin, Leine her – Anleinen ist nicht schwer
Mancher Hund reagiert abweisend bis aggressiv – neutral gesagt: anders – Artgenossen gegenüber, wenn er angeleint ist. Das hat verschiedene Ursachen. Manche lassen sich durch Training beheben, manche nicht. Grundsätzlich gilt aber, dass jeder Hundehalter, der seinen Hund anleint, auch einen Grund dafür hat. Denn auch bei Unverträglichkeit kann dieser nichts Anderes machen, als andere Hunde vor seinem Tier zu schützen, indem er es durch die Leine von ihnen weg hält.
Das klingt einleuchtend, aber die „Der-tut-nix“-Fraktion begreift anscheinend nicht, dass dann auch kein freilaufender Hund zu dem angeleinten laufen sollte! Leider gibt es genügend Hundehalter, die nach dem Motto handeln „Ist doch Ihr Pech, wenn Sie für Ihren Hund eine Leine brauchen oder ihr Hund an der Leine ‚aggressiv‘ reagiert“. Und so sieht man immer wieder verantwortungsvolle Tierhalter, die sich mühsam mit ihrem Hund durch Brombeerhecken kämpfen, nur um der Rücksichtslosigkeit der anderen zu entfliehen. Schön auch die gelungene un effektive Kommunikation bei Hundehaltern aus der Entfernung: „Rüde oder Hündin?“ und die Antwort: „Meiner tut nix!“.
Tun tun sie alle etwas
Nur wenige wissen, was ihr Hund da wirklich tut, wenn er regelmäßig wie in Zeitlupe und mit einem steifen, hölzernen Gang auf seine Artgenossen zugeht. Dabei macht er sich groß, stellt das Rückenfell auf und wendet seinen Blick ab. Er imponiert, und das ist die kleinste Stufe des Aggressionsverhaltens.
Ist der andere Hund gleich stark, kann sich schnell eine Rauferei entwickeln. Oder Hund rennt gern mal nur so zum Schein direkt auf seine Artgenossen zu, und bleibt kurz vorher stehen. Ist das Gegenüber nicht ausreichend beeindruckt, zeigt er auch gern seine Zähne und manchmal erwischt er auch ein wenig Fell bei seinem Angriff. Ach ja, da ist es wieder: „Der will nur spielen!“ … falls es überhaupt bemerkt wird. Denn viele Hundehalter vergessen beim Tratschen völlig, ihre Hunde im Auge zu behalten.
Irrglaube Welpenschutz
Welpenschutz gibt es bei Hunden nur in ihrer eigenen sozialen Gruppe. Außerhalb dieser Gemeinschaft werden sie nicht grundsätzlich von älteren Artgenossen freundlich und herzlich aufgenommen. So passiert es auch, dass die „Kleinen“ schon mal gebissen werden, weil sie so erkundungsfreudig und neugierig sind, älteren Artgenossen ins Gesicht springen und dafür zeitnah eine verpasst bekommen.
Manchmal durch den Schnauzengriff begrenzt, manchmal auch schon mal durch einen Biss. Um frühzeitig die Beißhemmung und die soziale Kommunikation der Hunde zu trainieren, empfiehlt sich der Besuch einer Welpengruppe. Denn durch das Rumtollen lernen sie von und mit gleichaltrigen Artgenossen Grenzen auszutesten. Zusätzlich sollten Welpen in den ersten Wochen vor großen Hunden, die nicht gut sozialisiert sind, geschützt werden.
Das Kotproblem
Ganz großzügig sind leider immer noch zu viele Hundebesitzer, wenn es darum geht, die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner mit anderen zu teilen. Denn ein Kinderwagen, Fahrradreifen oder Schuh trägt den Hundehaufen gern in den Hausflur des Zwölfparteienhauses. Es bedarf auch keiner wissenschaftlichen Studie, um zu begreifen, dass Beton nicht gedüngt werden muss. Und die Hundesteuer wird nicht für Reinigungsmaßnahmen gezahlt.
Viele Streitereien könnten vermieden werden, wären manche Hundehalter sorgsamer. Es braucht eigentlich nicht viel, damit Hundehalter untereinander und mit Nichthundebesitzern gut klar kommen. Warum also nicht seinen Teil dazu beitragen?
Ein paar Goldene Regeln, die das Zusammenleben vereinfachen:
- Menschen, die mit Hunden leben wollen, sollten ein Grundwissen über Ursprung, Bedürfnisse, Verhalten und Kommunikation dieser Art haben. So können viele Missverständnisse umgangen werden.
- Bei Begegnungen mit einem angeleinten Hund wird der eigene Hund entweder beim Besitzer gehalten oder ebenfalls angeleint.
- Macht der Hund sein Geschäft auf Wegen oder Wiesen, oder wo andere reintreten können, sorgt der Halter für die Entfernung.
Beitrag: Yvonne Prinz, Tierpsychologin und Tierheilpraktikerin