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Familienzuwachs mit Hund – Ein Baby kommt ins Rudel

Familienzuwachs mit Hund – Ein Baby kommt ins Rudel

Am 24. September 2024 aktualisiert

3 Mio. Leser jährlich beraten
Familienzuwachs mit Hund
© di_media stock.adobe.com – ID:311544225

Es ist immer wieder etwas Wunderbares und Aufregendes, wenn sich ein Baby ankündigt. Und während man bereits in den ersten Vorbereitungen steckt, sollte man auch überlegen, was sich für das Familienmitglied Hund ändern wird. Dabei ist zu bedenken, dass Hunde Gewohnheitstiere sind und keine Änderungen mögen …

Deshalb sollte der Hund dieses für ihn fremde Geschehen nicht mit dem Baby in Verbindung bringen, sondern schon – bevor das Baby geboren wird – mit dem neuen Ablauf (z. B. geänderte Fütter- und Spaziergangzeiten) vertraut gemacht werden. So erspart man ihm viel Stress und er ist vorbereitet, wenn das Baby dann einzieht. Der Übergang in das neue Alltagsleben wird so für alle Beteiligten leichter.

Die Änderung des Hunde-Alltags

Verschiedene Plätze, die bislang vom Hund belegt wurden, gilt es eventuell neu zu strukturieren. So kann es sinnvoll sein, dass der Hund nur noch nach Erlaubnis zusammen mit dem Baby auf dem Sofa liegen darf. Ein Ausweichplatz sollte ihm so „schmackhaft“ wie möglich präsentiert werden. Liegt er dort brav, wird er belohnt. Auch an den Kindersitz im Auto muss der Vierbeiner sich gewöhnen. Es ist in den meisten Fällen sinnvoll, dem Hund ein bequemes Plätzchen im Kofferraum des Fahrzeugs einzurichten.

Kinder sind laut und deshalb braucht der Hund Rückzugsmöglichkeiten im Haus. Da bietet es sich an, dem Hund bereits vorher einen zweiten Liegeplatz einzuräumen, wo er ungestört sein kann. Um den Hund an Kindergeräusche zu gewöhnen, können eingezäunte Schulhöfe, Kindergärten oder Spielplätze angeleint aufgesucht werden, um ihn so schrittweise mit den Geräuschen und dem Verhalten von Kindern vertraut zu machen. Man kann den Hund auch mittels einer Geräusche-CD an Kinderlärm gewöhnen. Beim Beschnuppern einer vom Baby benutzten Decke aus dem Krankenhaus lernt der Hund den Geruch des neuen Familienmitgliedes kennen.

Die Babydecke wird schon jetzt auf einen bestimmten Platz am Boden gelegt und der Hund sollte lernen, nicht darüber zu laufen. Auch Kinderspielzeug ist für ihn tabu. Er muss lernen, nur sein eigenes Spielzeug zu bespielen. Dieses darf ihm auch nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen, sonst kann es zu Konflikten zwischen Kind und Hund kommen. Grundsätzlich ist wichtig, mit seinem Hund zuvor zu erarbeiten, dass er Anweisungen verlässlich befolgt. Das erleichtert das Nebeneinander von Hund und Baby.

Grundgehorsam ist ein Muss

Der Hund muss lernen, die Grundregeln des Gehorsams (wie Komm, Sitz, Platz, Bleib, Aus …) zu befolgen. Ist dies nicht der Fall, wird es nun höchste Zeit für eine Schulung. Auch die Leinenführigkeit muss für das gemeinsame Spazierengehen mit Hund und Kinderwagen sicher klappen. Unterwegs sind Apportierspiele gut geeignet, um den Hund richtig auszulasten. Damit bekommt auch er Aufmerksamkeit und ist dann zu Hause ruhiger.

Das neue Rudelmitglied

Wenn Mutter und Neugeborenes aus dem Krankenhaus kommen, sollten Hund und Baby nicht sofort Kontakt haben. Die Mutter begrüßt den Hund zunächst allein. Er wird den durch die Decke bekannten Geruch des Babys an der Mutter riechen. Anschließend kann man die beiden einander vorstellen.

Dabei ist es wichtig, für eine entspannte Atmosphäre zu sorgen. Der angeleinte Hund wird für friedliches und freundliches Verhalten dem Kind gegenüber stets belohnt. Stürmische Hunde dagegen sollten sich zunächst aus einiger Entfernung an die Anwesenheit des Babys gewöhnen. Zeigt der Hund später keine Anzeichen von Aufregung mehr, darf er das Baby aus der Nähe beschnüffeln.

In der nächsten Zeit – wenn das Baby präsent ist – ist es ratsam, dem Hund verstärkt mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Das heißt, mit ihm sprechen, spielen, ihn kraulen und ihn für Folgsamkeit belohnen. So erlebt er positive Dinge in Gegenwart des Babys.

Grundsätzlich gilt: Der Hund darf nie mit dem Baby im selben Raum alleine gelassen werden! Da dies aber nicht immer möglich ist, ist das Anbringen einer Sperre oder eines feinmaschigen Drahtgitters am Türrahmen des Kinderzimmers ratsam. Nur in Ausnahmefällen ist das Tragen eines Maulkorbs eine sinnvolle Option. In diesem Fall ist eine professionelle positive Gewöhnung an den Maulkorb im Vorfeld unverzichtbar. Also auch hier den Hund schon frühzeitig während der Schwangerschaft an den Maulkorb gewöhnen.

Regeln für das Kind

Da Kinder sich im Alter bis zu drei Jahren nicht in andere Lebewesen hineinversetzen können, kann es passieren, dass sie ohne böse Absicht den Hund schlagen, am Ohr ziehen, am Fell rupfen oder gar beißen. Der Hund erschreckt sich oder hat Angst und setzt sich instinktiv zur Wehr. Das tut er, wie Hunde das nun einmal machen, durch Schnappen oder Beißen. Deshalb gilt auch bei einem Kleinkind: Niemals Kind und Hund alleine lassen!

Es kann auch leicht zu Missverständnissen kommen. Denn wenn das Kind wegrennt, versteht der Hund dies als Aufforderung zum Laufspiel. Das Kind bekommt Angst, erschreckt sich und fällt hin. Das Kind sollte möglichst lernen, nicht vor dem Hund her zu rennen bzw. stehen zu bleiben. Dem Hund muss beigebracht werden, dass das Spiel unterbrochen ist, sobald das Kind am Boden liegt und er sich ablegen soll. Es gibt einige geeignete Spiele, die die positive Kind-Hund-Bindung fördern. Diese sollten stets unter Beaufsichtigung stattfinden.

Gründliche Auswahl des Hundecharakters

Wenn vor der Anschaffung eines Hundes bereits klar ist, dass später auch einmal Kinder dazu kommen, dann ist die genaue Auswahl des zukünftigen Vierbeiners um so wichtiger. Die Charaktereigenschaften des Hundes sowie die rassespezifischen Eigenschaften spielen hierbei eine große Rolle.

Denn nicht alle Hunde sind von Natur aus kinderlieb. Besonders, wenn sie keine Erfahrung mit Kindern gemacht haben. Grundsätzlich ist es ratsam, für positive Erfahrungen des Hundes mit Kindern zu sorgen. Das erleichtert den Alltag des Menschen und auch des Hundes sehr. Wenn bereits Kinder in der Familie sind, ist dies eine zwingende Voraussetzung.

Wenn sich trotz aller Vorkehrungen Probleme zeigen, z. B. Eifersucht oder Ablehnung, sollte man sich unbedingt professionelle Hilfe holen. Denn nur mit Geduld und Vertrauen kann der Hund zum besten Freund des Kindes und zu einem harmonischen Kameraden für die ganze Familie werden.

Beitrag: Andrea Cordioli, Lara Schouten, Tierpsychologinnen mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie, Sozialisierung, Kinderschulungen

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