Weihnachten ist das Fest der Liebe und seit langem natürlich auch der Sünde. Denn jedes Jahr kaufen Tierhalter mehr oder weniger sinnvolle Geschenke für die lieben Vierbeiner und allerhand Leckereien, die nicht nur Fiffi auf die Hüften schlagen. Als sei das noch nicht genug, herrscht in vielen Haushalten nicht allzu selten bereits vor den eigentlichen Festtagen ein Ausnahmezustand.
Da müssen die Haustiere mit vielen unbekannten Eindrücken fertig werden. Zudem führen Hektik sowie Stress dazu, dass auch die guten Manieren vergessen und so manche Rudelregel über Bord geworfen wird. Die zehn hier zusammengestellten Regeln sollen Zwei- & Vierbeinern helfen, die Feiertage unbeschadet zu überstehen.
Inhalt
1. Du sollst nicht betteln
Wenn es auf dem Tisch verführerisch duftet, stehen die meisten Hunde ganz plötzlich freiwillig „bei Fuß“, um in Augenschein zu nehmen, ob nicht doch etwas für sie abfällt. Doch so herzerweichend ihre Blicke auch sein können, wer jetzt schwach wird, badet das womöglich noch sehr lange nach den Festtagen aus.
Denn während Mensch denkt: „Naja- ein Mal, weil Weihnachten ist…“, hat Fiffi längst für sich abgespeichert: „Einmal erlaubt – immer erlaubt!“ Und fortan begleitet er nun sabbernd und – noch effektiver – bald fordernd fiepend jede Mahlzeit. Hier heißt es tapfer sein, dem Blick widerstehen und keine Happen unter den Tisch wandern lassen. Das gilt übrigens auch für Besuch.
2. Du sollst nicht stehlen
Festtagsbraten & Co sind nur selten für Vierbeiner geeignet. Während fettes und stark gewürztes Essen von den meisten Hunden entweder vorne oder sehr dünn hinten wieder ans Tageslicht befördert wird (vorzugsweise nachts!), sind Alkohol, Fischgräten, Hühnerknochen und vor allem Schokolade wirklich lebensbedrohend für Hunde. Denn Schokolade enthält Theobromin.
Ist der in der Kakaopflanze enthaltene Stoff erst einmal im Blutkreislauf des Tieres, verursacht er Erbrechen, Durchfall und kann bis zum Tod führen. Auch der Tierarzt kann dann nicht mehr viel tun, außer den Kreislauf des Hundes zu stabilisieren und die Daumen zu drücken.
3. Du sollst nicht einen Platz auf dem Sofa begehren
Auch wenn es noch so gemütlich ist, wenn sich Alle vor dem Weihnachtsbaum auf dem Sofa zusammenkuscheln: besteht im übrigen Jahr die Regel, das der Hund seinen Platz ausschließlich vor dem Sofa hat, dann sollte auch jetzt keine Ausnahme gemacht werden.
Denn der Hund versteht nicht, warum er es am 24. Dezember darf, den Rest des Jahres aber von den Kissen gescheucht wird. Rudelregeln gelten auch für Hunde, die zu Besuch sind. Viel wichtiger als ein Platz auf dem Sofa ist ein kuscheliger Schlafplatz, an dem Hunde sich ungestört zurückziehen können, wenn ihnen der ganze Trubel im Wohnzimmer zu viel wird.
4. Du sollst nicht deine Nachbarshündin begehren
Tür auf, Tür zu, Besuch rein, Kinder raus – manchmal ist es bei all dem geselligen Miteinander schwer, alle Familienmitglieder im Auge zu behalten. Ist die Nachbarshündin gerade läufig, ist das allerdings ungünstig. Denn generell haftet der Rüdenbesitzer für die amourösen Abenteuer seines liebestollen vierbeinigen Freundes.
Auch für Unfälle, die entlaufenen Tiere nachweislich verursachen, ist der Halter haftbar. Damit solche Unglücke gar nicht erst passieren, empfiehlt es sich, ein Familienmitglied damit zu beauftragen, sich an besonders turbulenten Tagen ausschließlich um den Hund zu kümmern.
5. Du sollst nicht töten
Neue Familienmitglieder, wie Hamster oder Kaninchen werden nicht unbedingt genauso freudig vom Hund empfangen wie von ihren Menschen. Je nach Veranlagung hat Fiffi sie mehr oder weniger zum fressen gern. Sollen Tiere verschiedener Arten zukünftig in einem Revier friedlich und stressfrei zusammenleben, müssen sie über einen längeren Zeitraum aneinander gewöhnt werden.
Dann sind die Tiere während stressigeren Zeiten wie den Festtagen bereits miteinander vertraut. Grundsätzlich eignen sich Tiere also nicht als Weihnachtsgeschenk. Vorsicht bei offen gelassenen Käfigen. Auch wenn sich die Hausgenossen schon länger kennen, sollten sie nie unbeobachtet allein gelassen werden. Denn ist Hamster erst einmal verschluckt, ist guter Rat teuer!
6. Du sollst nicht an brennenden Kerzen schnuppern
Kerzen gehören zu Weihnachten für viele Menschen einfach dazu. Sie können aber auf dem Adventskranz oder am Tannenbaum für Hunde gefährlich werden, wenn sie sich in Reichweite der Tiere befinden. Denn wie Hunde so sind, müssen sie natürlich alles Neue in ihrem Revier genauestens unter die Lupe nehmen und schnuppern neugierig an der Flamme. Verbrennen sie sich dabei womöglich Nase oder Fell, springen sie erschrocken zurück und lösen so gegebenenfalls eine noch größere Katastrophe aus.
Auch wenn der Tannenbaum gut befestigt ist, das Adventsgesteck auf einer feuerfesten Unterlage steht und die Kerzen am Baum fest in ihren Halterungen stecken, sollten Hunde nie unbeaufsichtigt mit brennenden Kerzen gelassen werden. Zur Sicherheit sollte sich immer ein Eimer Wasser oder eine Löschdecke im Raum befinden.
Eine gute Alternative zu echten Kerzen, sind mittlerweile auch LED-Kerzen, die es in den verschiedensten Ausführungen gibt. Weniger „schöner Schein“, dafür aber Sicherheit für das Haustier.
7. Du sollst nicht den Weihnachtsbaum markieren
Der Weihnachtsbaum ist die besonderer Attraktion zum Fest, natürlich auch für die Vierbeiner. Ein Baum im Revier offenbart gerade für Rüden willkommene Gelegenheiten. Damit dieser aber nicht als neuer Markierpfosten missverstanden wird, sollte der Rüde im Auge behalten werden und bei dem leisesten Versuch, seine Duftmarke an ihm zu hinterlassen, ein deutliches „Nein!“ bekommen.
Natürlich sind auch Glaskugeln, Lametta und herrlich knisternde Papierdekorationen am Baum für Hunde sehr interessant, aber leider auch gefährlich. Gerade Lametta enthält Giftstoffe, die für Hunde tödlich sein können. Deshalb bei der Dekoration immer daran denken, dass sie möglichst außer Reichweite des Vierbeiners aufhängt. Der Wasserbehälter für den Baum sollte darüber hinaus auch unzugänglich für Haustiere sein, damit sie nicht abgestandenes oder mit Zusätzen versehenes Wasser trinken.
8. Du sollst keine Pflanzen in der Wohnung fressen
Gerade die zur Weihnachtszeit beliebten Pflanzen wie Weihnachtsstern, Stechpalme und Mistel können gefährlich für Haustiere werden und unter Umständen schwere Vergiftungen verursachen. Sie sollten deshalb immer außer Reichweite der Hunde stehen.
9. Du sollst keine Besucher beißen
An den Weihnachtstagen ist meist der tierische Tagesrhythmus durch vermehrte Besuche gestört. Viele Eindrücke, Lärm und verschiedene Gerüche können das Haustier überfordern und nicht jeder Hund kommt damit gleich gut klar, wenn plötzlich z.B. Kleinkinder in seinem Revier herumtoben oder große, unbekannte Männer mit tiefer Stimme und „riesigen“ Händen an ihnen rumkraulen wollen.
Neben all dem Festtagstrubel sollte Zeit bleiben für einen ausgiebigen Winterspaziergang mit dem Hund, Streicheleinheiten und Spiele, die den Hund ausgeglichen und müde machen. Ist dem Hund ein Besucher unheimlich, sollte er sich zurückziehen können und nicht zur Kontaktaufnahme gezwungen werden. Denn fühlt sich ein Hund bedrängt und ist gestresst, kann er schon einmal zuschnappen. Und das ist weder für ihn noch für den Menschen eine wünschenswerte Erfahrung.
10. Du sollst keine Böller fangen
Kaum hat der Hund den Trubel um den Weihnachtsbaum überstanden, steht Silvester vor der Tür. Während einige Vierbeiner den Lärm von Böllern und Raketen gelassen hinnehmen, zeigen sich andere Tiere ängstlich oder sogar panisch. Besonders junge Hunde neigen dazu, sich den zischenden und Funken sprühenden Jagdobjekten furchtlos zu nähren und sie fangen zu wollen. Das kann nicht nur zu üblen Verletzungen führen, sondern auch dazu, dass der Hund sein Leben lang Angst vor Böllern hat. Wer unbedingt ein Feuerwerk zünden muss, sollte den Hund unbedingt in Begleitung eines Menschen im Haus oder Wohnung lassen.
Wer bereits ein Angsthäschen zu Hause hat, sollte sich an Sylvester so gelassen und normal wie immer verhalten, denn Mitleid und „gut Zureden“ schaden dem Vierbeiner nur, weil der sich dann in seinem Verhalten bestätigt fühlt und es somit seine Angst nur verstärkt.
Wichtig ist es, die Tiere nicht allein zu lassen, Fenster und Türen blickdicht verschlossen zu halten und möglichst Musik laut zu stellen, damit eine gleichmäßige Geräuschkulisse geschaffen wird. Den Hund möglichst frühzeitig an Sylvester lang ausführen und ihn dabei wenn nötig angeleint lassen.
Wer aus Erfahrung weiß, dass sein Hund durch den Lärm in Panik gerät, kann frühzeitig im Jahr mit einem individuellen Training beginnen und sich auch von seinem Tierarzt angsthemmende Mittel verschreiben lassen. Das geht zumeist homöopathisch. Manchem „Angsthäschen“ helfen allerdings nur klassische Beruhigungsmittel, damit sie den Jahreswechsel überstehen. Auch am nächsten Morgen ist noch Vorsicht geboten.
Stressfrei durch die Feiertage
Tiere empfinden Stress und Aufregung ebenso belastend wie wir. Ein möglichst ruhiges Umfeld, Spaziergänge zu den gewohnten Zeiten und ein gelassener Mensch geben dem Hund Sicherheit. Wer sich und seinem Vierbeiner einfach mal eine Auszeit vom Festtagsstress gönnt und ein paar Vorkehrungen trifft, der sollte gut und erholt die Feiertage gemeinsam mit seinem Tier genießen können.
Beitrag: Burga Torges, Hundetrainerin in Düsseldorf, www.hundeart.com