Es ist lang kein Geheimnis mehr: Vorgesetzte brauchen mehr, als nur fachliches Know How! Erfahrungen zeigen, dass ein Betrieb in der Regel dann gut läuft (und nicht zuletzt auch wirtschaftlich erfolgreich dasteht), wenn seine Mitarbeiter motiviert sind und das Verhältnis zwischen Chefs und Angestellten vertrauensvoll ist.
Leider ist das in vielen Unternehmen immer noch nicht selbstverständlich. Dass ausgerechnet Hunde dabei helfen können, die Arbeitsstrukturen der Menschen zu verbessern, wird seit längerem am Institut für Sozialmanagement der Reinold Würth Universität in Künzelsau (Heilbronn) erforscht.
„Wie schaffe ich es nur, meine Praktikanten zu motivieren? Nicht mal bei einer Führung durch den Betrieb sind sie bei der Sache …“
– klagte jüngst eine Teilnehmerin in einem Seminar für Führungskräfte.
Ein Problem, dass auch Professor Christoph Tiebel interessierte: er gab seiner Teilnehmerin einen Hund an die Hand, den sie durch einen Parcour führen sollte. Der verhielt sich ähnlich wie ihre Praktikanten: unkonzentriert, abgelenkt und desinteressiert.
Wie durch einen Spiegel wurde der Teilnehmerin nach einem Seminartag bewusst, dass sie mehr auf ihre Mitarbeiter eingehen muss, um sie für ein Projekt zu gewinnen. Sich in den anderen hineinzufühlen, ihn an die Hand zu nehmen und ihm klar die Richtung vorzugeben, dass hat ihr – nicht zuletzt – der Hund beigebracht, der sich beim zweiten Parcourgang auch gleich viel kooperativer verhielt.
Hierarchien, Positionen, Titel oder Kontostand interessieren ihn nicht
Die Seminare finden am Institut für Sozialmanagement statt. Trainiert wird in kleinen Gruppen mit höchstens 3 Interessenten. In Rollenspielen, zunächst mit Hunden, später dann noch einmal mit Menschen, erleben die Teilnehmer, wie sie auf andere wirken. Treten sie zu streng auf oder suggerieren sie ihrem Gegenüber Unentschlossenheit? Wie sind Stimme und Körpersprache? „In den Seminaren geht es vor allem darum, sich über das eigene Verhalten bewusst zu werden“, sagt Professor Christoph Tiebel.
„Kommunikationsmuster sollen durchschaut, eigene Gefühle zugänglich werden. Niemand eignet sich da besser als der Hund. Er ist sensibel und unvoreingenommen. Und er spiegelt seinem Gegenüber direkt wider, was er von ihm hält. Hierarchien, Positionen, Titel oder Kontostand interessieren ihn nicht. Er begegnet den Menschen vorurteilsfrei, spielt keine Spielchen. Und: er entscheidet, ob er vertraut oder nicht. Verhaltensmechanismen sollen also so durchschaut- und schließlich verändert werden.“
Emotionale Intelligenz und soziale Kompetenz auf spielerische Weise erlernen: „Das Interesse daran ist groß“, schildert Christoph Tiebel. „Seit einem Jahr arbeiten wir mit Hunden an den akademischen Lehrpflegeheimen in Heilbronn. Auch mittelständische Unternehmen interessieren sich zunehmend dafür. Jüngst hat sich ein bundesweiter Dachverband der Fensterbauer angemeldet.“
FH Heilbronn / Standort Künzelsau, University of Applied Sciences
Institut für Sozialmanagement, Daimlerstr. 35, 74653 Künzelsau
www.hs-heilbronn.de (EQ-Seminar)
Tel: 07940 – 1306-314
Beitrag: Professor Dr. Christoph Tiebel, Institut für Sozialmanagement, Reinhold Würth University, Foto: Institut für Sozialmanagement, Reinhold Würth University