Eine stille Nacht ist zum Jahreswechsel leider nicht zu erwarten. Und so werden neben allen Wildtieren auch viele Hunde die Tage vor und nach Silvester wieder mit Angst vor den unheimlichen Böllern durchleben. Damit Hunde die Silvestertage besser überstehen haben wir hilfreiche Tipps zusammengestellt.
Angstauslöser sind nicht nur die Zischlaute und Knaller, viele Hunde erschrecken auch vor den unbekannten Lichtern am Himmel. Manche Vierbeiner sind so in Panik, dass sie sich von der Leine losreißen und weglaufen – nicht selten kilometerweit.
Inhalt
Vorausdenken – Spaziergänge planen
Leider werden gerade in den Ballungsgebieten rund um die großen Städte schon Tage vor dem eigentlichen Jahreswechsel Böller losgelassen. Da reicht einem ängstlichen Vierbeiner oder einem Junghund auch schon ein kleiner Knallfrosch der auf dem nahegelegenen Spielplatz abgefeuert wird. Bereits am nächsten Tag ist an normales Gassi gehen nicht mehr zu denken.
Natürlich muss der Vierbeiner irgendwann mal müssen, aber es ist nicht verwunderlich, wenn gestresste Hunde versuchen, die Blase bis kurz vor „ganz dringend“ dicht zu halten.
Denn genau wie kleine Welpen, die sich vor Aufregung und anfänglichem Stress in der neuen Umgebung nicht lösen können, ist das für den äußerst angespannten Hund auch nicht möglich. Da hilft nur, immer wieder kleine Gassigänge anzubieten und ansonsten gemütliche Stunden im Haus zu verbringen.
Eine andere Möglichkeit ist aufs Land bzw. an einen relativ abgelegenen Ort zu fahren, um dort eine ausgedehnten Spaziergang zu machen. Vor der heimischen Tür dann nur noch „Pippi machen“ und zurück ins sichere Zuhause.
Ängstliche Hunde sollten in den Tagen vor und nach Silvester nur angeleint laufen. Denn die Gefahr, dass sie doch auf ein Knallgeräusch panisch reagieren, ist zu groß. Wer auf Nummer sicher gehen will, lässt seinen ängstlichen Hund generell und besonders in dieser Zeit ein so genanntes Sicherheitsbrustgeschirr tragen.
Das ist ein Geschirr, welches mit einen dritten Brustriemen versehen ist, der hinter dem Brustkorb des Hundes schließt. So kann er sich nicht aus dem Geschirr „rausbuckeln“.
Entspannung trainieren
Wer einige Wochen vor Silvester mit der Konditionierung eines Entspannungssignals für Hund beginnt, darf zwar keinen vollkommen entspannten Hund erwarten, es ist aber durchaus möglich, damit die Stressspitzen abzuschwächen. Auch hier gilt: jeder Hund ist anders und einem Hund der wirklich panisch auf Knallgeräusche reagiert, reicht das als Hilfe sicherlich nicht aus.
Maßnahmen am „Tag S“
Manchem Vierbeiner hilft es, wenn er eine Höhle gebaut bekommt, in die er sich zurückziehen kann. Dazu kann eine Hundebox dienen. Oftmals reicht aber auch ein Provisorium beispielsweise aus einem Tisch, über den eine Decke gelegt wird. So sind die Seiten blickdicht und bieten darüber hinaus Schutz. Die Höhle sollte unbedingt besonders angenehm für den Hund ausgestaltet seien.
Neben einem dicken Kissen oder einer Decke können gut riechende Kauknochen oder Leckerchen angenehmen Duft verstreuen. Und auch wenn dem Vierbeiner sicherlich nicht zum Spielen zumute sein wird, wenn draußen die Böller fliegen, können ihm vertraute Gegenstände, wie der geliebte Ball oder sein angekauter Plüschtiger, Sicherheit geben.
Wer das Radio oder den Fernseher kurz vor Mitternacht laut stellt, am besten noch bevor die ersten Knallgeräusche zu hören sind, zerstreut und übertönt damit die Außengeräusche. So kann sich der Hund nicht mehr vollständig auf die Knaller konzentrieren und nur noch verschwommen wahrnehmen.
Vielen Hunden hilft das bereits. Sprühblitze und Funken sind nur an Silvester am Himmel und erscheinen vielen Hunden sehr bedrohlich. Sie sind nicht gleichzusetzen mit einem Gewitter. Deshalb empfiehlt es sich, zusätzlich frühzeitig die Fenster zu verdunkeln und nicht erst um fünf Minuten vor 24 Uhr.
Sicherheit ja, Mitleid nein
Hunde, die in irgendeiner Weise gestresst auf Geräusche und auf Silvesterknaller reagieren, dürfen zum Jahreswechsel nicht allein gelassen werden. Denn panische Hunde können sich bei ihren kopflosen Fluchtversuchen in Gardinen verfangen, hintern Möbeln einklemmen, Treppen herunterstürzen und sich dabei gravierende Verletzungen zuziehen.
Dennoch gilt, auch wenn einem der eigene Hund natürlich sehr leid tut, weil er eigentlich unbegründet Angst hat und man ihm das aber nicht erklären kann, darf man dem Hund gegenüber sein Bedauern auf keinen Fall ausdrücken. Denn das würde ihn in seiner Angst bestärken.
Das bedeutet aber nicht, dass der Hund völlig ignoriert werden muss und darf. Ihm sollte Sicherheit dadurch vermittelt werden, dass seine Menschen Ruhe ausstrahlen und sich ganz normal verhalten. Auch wenn ein Hund die Nähe seiner Menschen sucht und er sich dadurch offensichtlich beruhigt, sollte das zugelassen werden.
Notfalls ins „rosa Elefantenland“
Silvester ist eine Ausnahmesituation und deshalb ist es durchaus eine Überlegung wert, ob ein Hund, der bekanntermaßen sehr ängstlich bis panisch auf den Lärm reagiert, Beruhigungsmittel erhält, die ihm den massiven Stress ersparen. Denn eine Traumatisierung ist langwierig und nur sehr schwer wieder aufzulösen.
Eine Medikamentengabe sollte natürlich vorher mit dem Tierarzt besprochen werden, denn er muss beurteilen ob der Hund gesund ist kann und die Tabletten auf das individuelle Gewicht des Hundes abstimmen.
Eine homöopathische und damit frei verfügbare Variante sind so genannte Notfalltropfen aus der Apotheke. Sie sind auf Basis von Bachblüten zusammengestellt und können Linderung verschaffen. Auch Pheromonzerstäuber können unterstützen. Beides erreicht aber natürlich nicht eine vergleichbare Wirkung wie entsprechende pharmazeutische Präparate.
Typische Stresssignale:
Schwitzende Pfoten, Starkes, andauerndes Hecheln, Speicheln, Erhöhte Atemfrequenz, Auffällig häufiges Gähnen, Lippen lecken, Hin – und herlaufen, Zittern, Appetitlosigkeit
Beitrag: Burga Torges, Hundetrainerin, www.hundeart.com