Ein Berufsverband vertritt die Interessen des jeweiligen Berufsstandes und setzt sich darüber hinaus dafür ein, Missstände in der Bundes- und Landespolitik im Dialog, aber auch mit Nachdruck so zu verändern, dass Entscheidungen im Interesse der Berufsgruppe getroffen werden.
Dies ist insbesondere für professionell arbeitende Hundetrainer notwendig geworden, nachdem die Novellierung des Tierschutzgesetzes (TschG) und die damit eingeführte Erlaubnispflicht für Hundetrainer ohne einheitliche Prüfungsordnung umgesetzt wurden.
Die Folge ist eine willkürliche Erlaubniserteilung von zum Großteil selbst nicht sachkundigen Amtsveterinären. Ein Umstand, der so nicht hinnehmbar ist, findet Frauke Sondermann, stellvertretene Vorsitzendes des neuen Berufsverbandes für professionelle HundetrainerInnen „pro-Hunde“.
Inhalt
Frau Sondermann, wie geht es professionellen Hundetrainern derzeit in Deutschland?
Frauke Sondermann: „Vielen geht es schlecht und einige bangen sogar um ihre Existenz. Und das alles nur, weil die Politik die Novellierung des §11 des TschG unter Einfluss der Tierärztelobby im Schnellgang durchgeführt hat, ohne die tatsächlichen Akteure, nämlich neutrale Vertreter der Hundetrainer, an einen Tisch zu holen und eine vernünftige, einheitliche Prüfungsordnung zu entwickeln.
Das hat zu den aktuellen chaotischen und willkürlichen Maßnahmen geführt. Hier wird Hundetrainern, die seit 15 Jahren tierschutzgerecht mit Hund und Mensch arbeiten und sich regelmäßig fortbilden, die Erlaubnis verweigert, weil nicht das „richtige“ Logo auf ihren Aus- und Fortbildungen steht.
Angestellte und im Verein arbeitende Hundetrainer brauchen die Erlaubnis dagegen gar nicht.
Hier geht es um Monopolisierung und vor allem ganz einfach um Geld. Mit dem Schutz der Tiere hat das rein gar nichts zu tun. Aber unter dem Mantel lässt sich natürlich so Einiges verstecken, wie wir sehen. Pro-Hunde wird dagegen vorgehen. Dazu brauchen wir viele Mitglieder, denn: ein starker Verband ist eine kraftvolle Vertretung des Berufs nach außen.“
Was leistet der Berufsverband für den Einzelnen?
Frauke Sondermann: „Für Mitglieder bietet der Berufsverband die Vorteile des Fachaustausches mit Kollegen, den Zugang zu vergünstigten berufsbezogenen Leistungen und Fortbildungen, aber auch die aktive Möglichkeit, berufsrelevante Grundlagen zu erarbeiten und damit entscheidende Maßstäbe zu setzen.
Langfristig werden wir die einzelnen Mitglieder bei entsprechenden Klagen zur Erlangung der Erlaubnispflicht nach §11 unterstützen. Zum jetzigen Zeitpunkt lassen dies aber unsere finanziellen Mittel noch nicht zu. Für unsere Mitglieder werden wir aber eine Rechtsschutzversicherung in Kombination mit einer Gewerbehaftpflichtversicherung zu vergünstigten Konditionen anbieten.“
Was ist neu beziehungsweise anders an pro-Hunde?
Frauke Sondermann: „Natürlich gibt es in Deutschland bereits bestehende Interessenvertretungen für Hundetrainer. Manche sind klein und es fehlt dadurch bedingt an der nötigen Durchsetzungsfähigkeit. Andere wurden von Ausbildungsinstituten gegründet und sind deshalb sehr einseitig, eine Mitgliedschaft ist dort nur für Hundetrainer möglich, die mit der institutseignen Methodik ausbilden oder zumindest eine bestimmte Anzahl an vorgegebenen Seminaren absolviert haben.
Auch Fortbildungen sind nur verbandsintern, andere werden nicht anerkannt. Das bedeutet eine Ausbildungshoheit in Anspruch zu nehmen, die keine anderen Varianten zulässt. Auch haben Hundetrainer mit eigenen Ausbildungsstätten oft nicht die Möglichkeit einem größeren Verband unabhängig von der Methodik beizutreten. Umgekehrt kann ein Mitglied des Verbandes nicht selbst ausbilden.
Wir fanden, dass dies keine unabhängige und umfassende Interessenvertretung für eine Berufsgruppe ist.
Auch die aktuelle Änderung des Tierschutzgesetzes führte aus unserer Sicht nicht zu den notwendigen politischen umfassenden Stellungnahmen der bestehenden Verbände.
Mit pro-Hunde haben deshalb engagierte, langjährig tätige und professionelle Hundetrainer eine umfassende Interessensvertretung für Hundetrainer, deren Angestellte und auch für Ausbildungsstätten ins Leben gerufen.
Wir verstricken uns nicht in ideologische Diskussionen, welche die „beste oder schnellste“- Art ist, Hunde auszubilden, denn es zählt die Geschlossenheit in der Vielfalt. Selbstverständlich aber immer unter der Prämisse, tierschutzkonform zu arbeiten.
Welche Ziele verfolgt der Berufsverband pro-Hunde?
Frauke Sondermann: „Uns geht es um die Gestaltung der relevanten Ausbildungsinhalte und den weiteren Werdegang unseres Berufes. Denn wir Hundetrainer sollten zusammenstehen, um den politischen Gegebenheiten und Zwängen gewachsen zu sein.
Deshalb werden wir in einem ersten Schritt an die großen Ausbildungsinstitute herantreten, um ein gemeinsames Anforderungsprofil für die Grundlagenausbildung von Hundetrainern zu entwickeln, das den gesetzlichen Forderungen nach ‚einem Mindestmaß an Sachkunde‘ entspricht.
Bis zu einer staatlichen Anerkennung als Ausbildungsberuf nach dem Bundesbildungsgesetz kann dann eine Basisausbildung von allen Hundetrainerausbildungsstätten mit Unterstützung des Verbandes angeboten werden.
Durch diese gemeinsame Basisarbeit können wir an die Politik in Bund und Ländern herantreten und deutlich zeigen, dass die Experten für die Ausbildung von professionellen Hundetrainern in den eigenen Reihen dieses Berufes sitzen.
Und genau sie haben die Kompetenz zu entscheiden, was für diesen Beruf wichtig ist. Damit unser Beruf in den eigenen Händen bleibt, müssen wir handeln. Im Moment nehmen berufsfremde Gruppen Einfluss auf unsere Art der Ausbildung, auf die Wertung der diversen Ausbildungen und der persönlichen Qualifikation.
Natürlich ist uns allen klar, dass wir im Ausbildungsbereich auch stets mit Experten anderer Fachgebiete zusammenarbeiten. Aber darum geht es ja nicht primär.
Ziele sind auch Arbeitsgruppen zur Gestaltung und Qualitätssicherung von Weiterbildungen und Spezialisierungen zu bilden, wie für Hunde in tiergestützten Interventionen, Mantrailing, Verhaltenstherapie bei Hunden usw. – Aber auch die Beratung von beispielsweise Berufsinteressierten und Berufsanfängern gehört in diesen Bereich.
Warum sollen sich Hundetrainer dem Verband anschließen?
Frauke Sondermann: „Meine persönliche Meinung ist, dass wenn wir uns jetzt nicht in einem umfassenden Berufsverband zusammenschließen, dann entscheiden zukünftig nicht mehr wir, was für unseren Berufsstand als Hundeerzieher und Verhaltensberater wichtig ist.
Das tun dann andere. Und das würde mich nach 20 Jahren leidenschaftlicher Arbeit sehr bedrücken. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass es noch nie so wichtig war wie jetzt, dass sich Hundetrainer und Verhaltensberater professionell finden und zusammen eine starke Gemeinschaft bilden.“
Umfassende Informationen zum neuen Berufsverband für HundetrainerInnen: www.pro-hunde.de
Das Interview führte Burga Torges