Es ist Sonntagnachmittag als bei Mandy van den Borg vom Verein Suchhundeinsatz das Telefon klingelt. Ein aufgeregter Mann erklärt, dass ihr Hund weg ist. Es handelt sich dabei um die 14 Wochen alte Sheltie-Hündin Maya die am Vorabend aus dem Garten entlaufen ist.
Die Besitzerin hatte Maya auf dem Arm, als ein Feuerwerk losging. Vor Schreck sprang Maya herunter und rannte mit zwei weiteren, erwachsenen Hunden aus dem Garten der Familie. Die älteren Hunde kehrten nach kurzer Zeit zurück, doch von der kleinen Maya fehlt jede Spur.
Inhalt
Die Suche beginnt
Vor der eigentlichen Suche wenn der Hund weg ist, in diesem Fall der kleinen Maya, wird durch den Verein Suchhundeinsatz geklärt, ob der Einsatz eines Suchhundes überhaupt sinnvoll ist. In diesem Fall war dem Team jedoch schnell klar. Hier muss geholfen werden! So fuhr Mandy van den Borg zusammen mit ihrer Australian-Shepherd-Suchhündin Feline und einer Suchhelferin nach Wülfrath.
Dort angekommen ging es direkt los. Feline bekam einen Geruchsträger des Welpen präsentiert und schon hatte sie die Spur aufgenommen. Einmal ums Haus herum, vorne durch das Tor, die Straße hoch und quer durch das Industriegebiet, zurück zum Haus und an der Seite die Böschung hoch zum angrenzenden Pferdestall. Dort endete die Spur und Feline zeigte in Richtung einer Pferdebox an. Doch trotz leisem Rufen zeigte Maya sich nicht und es war schon längst dunkel und spät geworden. An diesem Abend konnte man daher nichts weiter tun.
Die erfahrene Suchhundeführerin van der Borg empfahl der Besitzerin am nächsten Morgen vor den Pferdeboxen noch einmal zu rufen, denn wenn Hunde weglaufen, trauen sich oft erst in den frühen Morgenstunden aus ihrem Versteck, wenn in der Umgebung alles ruhig ist.“
Endlich gefunden!
Andrea, Frauchen der kleinen Maya, hielt sich an die Empfehlung und war sichtlich aus dem Häuschen, als ihr das Hundebaby am frühen Morgen direkt in die Arme sprang. Tränenüberströmt konnte sie den Hundewelpen wieder zu ihrer Familie nach Hause bringen. Auch die Kinder der Familie waren überglücklich, den Neuzuwachs wieder in ihre Arme schließen zu können.
Maya hat den Ausflug bis auf den Schreck gut überstanden, es fehlte ihr nichts. Und der kleine Hund war sichtlich froh, wieder im Haus zu sein und verschlief den ganzen Tag. In der Welpenschule lernt sie inzwischen behutsam verschiedene Geräusche kennen, damit sie beim nächsten Knall nicht wieder davon läuft. Nicht immer enden die Einsätze des Vereins Suchhundeinsatz mit dem direkten Fund eines Hundes.
Insbesondere bei mobilen Hunden, wo die Suche immer gut abgewogen wird, endet sie meist mit der Eingrenzung des Aufenthaltsortes. Doch wenn dieser bekannt ist, können weitere Maßnahmen zur Sicherung des Hundes eingeleitet werden.
Der Verein Suchhundeinsatz
Der heutige Verein Suchhundeinsatz wurde als „Team Suchhundeinsatz“ 2013 gegründet und setzt bei seiner Arbeit sogenannte Pettrailer-Hunde (engl. pet = Haustier, trail = Spur verfolgen) ein. Diese Tiere sind speziell für die Tiersuche ausgebildete Suchhunde. Anhand eines Geruchsträgers, der Hautpartikel enthält, wie ein Halsband oder Körbchen, kann der Suchhund die Geruchsspur auch noch nach mehreren Tagen verfolgen.
Die Ausbildung zum Such-Team dauert mehrere Jahre und umfasst auch Kenntnisse in der Sicherung von Tieren ohne Suchhund. Das Team besteht zur Zeit aus drei Suchhundeführerinnen, zwei einsatzfähigen Hunden und zwei Hunden in Ausbildung. Die drei engagierten Frauen können bereits auf eine Vielzahl von erfolgreichen Einsätzen zurückblicken.
Im Schnitt laufen sie einen Einsatz pro Woche. Ihre Arbeit zeichnet sich besonders dadurch aus, dass der Einsatz der Suchhunde stets sorgfältig überprüft wird: Denn einen mobilen, ängstlichen Hund mit einem Suchhund zu suchen, wäre nicht sinnvoll, da der entlaufene Hund so nur weiter getrieben werden würde. Für diese Fälle gibt es andere Sicherungsmethoden, wie die Einrichtung von Futterstellen, das Aufstellen einer Lebendfalle oder auch die Betäubung mittels Distanznarkose. Diese gehört, ebenso wie das Sedieren, in die Hände von erfahrenen Profis und sollte nur in Ausnahmefällen angewendet werden.
Hund weg – was nun?
Bei der Einschätzung eines Falles spielen Verhalten und Alter des Hundes ebenso eine Rolle, wie die Frage, ob der Hund mit Leine und Halsband entlaufen ist. Auch das Vorhandensein eines Geruchsträgers ist entscheidend für den Einsatz. Mit ihm steht und fällt der Erfolg der Suche. Sollte ein Vierbeiner entlaufen sein, ist es zudem wichtig zu wissen, was und in welcher Reihenfolge es zu tun ist. Als Tipps für den Notfall empfiehlt der Verein Suchhundeinsatz daher die folgenden Punkte:
- Ruhe bewahren
- bei einem Jagdausflug den Entlaufort nur verlassen, wenn eine zweite Person dort bleiben kann, da die meisten Hunde zum Entlaufort zurückkommen
- Polizei, Autobahnpolizei, Feuerwehr, Tierheime, Tierärzte, Tierschutzvereine, Haustierregister (Tasso) und, je nach Gebiet, die Jagdaufsicht oder den Förster informieren
- Suchplakate mit Beschreibung und Foto des Hundes erstellen. Wählen Sie eine Rückrufnummer, unter der Sie immer erreichbar sind
- Flyer aufhängen und eventuell Ordnungsamt verständigen
- Spaziergänger informieren
Ungefähren Aufenthaltsort bestimmen
Dann gilt es zuerst, den Aufenthaltsort des Hundes heraus zu finden. Wichtig ist zu wissen, ob er sich im Umkreis aufhält oder sich weiter entfernt. Bei einem entlaufenen Angsthund, sollten Sie auf jeden Fall einen Fachmann kontaktieren. Angsthunde lassen sich meist nicht so einfach wieder einfangen, schon gar nicht, wenn es ehemalige Straßenhunde sind, die wissen, wie man draußen überlebt. Bei alten, kranken, verletzten Hunden und bei Tieren, die mit Leine entlaufen sind, sollte man den Pettrailer/Suchhundführer kontaktieren.
Hunde, die entlaufen, verfallen innerhalb kürzester Zeit in ihr Instinktverhalten. Sie verhalten sich nicht mehr nach Erlerntem oder Geprägtem, sondern rein instinktiv. Sie müssen ihre Grundbedürfnisse wie Futter, Wasser und Schutz sicherstellen. Dafür nutzen sie dieses Instinktverhalten. Alle Hunde, egal welcher Rasse, zeigen dieses Verhalten.
Man darf sich daher nicht wundern, wenn einen der eigene Hund plötzlich nicht mehr erkennt. Anhand von Sichtungen kann das Suchhund-Team das Laufverhalten nahezu vorhersehen. Im günstigstem Fall kann man dem Hund auf diese Weise sogar einen Schritt voraus sein. Eine Sichtungskarte mit Ort, Datum und Laufrichtung ist deshalb unabdingbar. Jeder Einsatz wird jedoch von den ehrenamtlichen
Suchhundeführerinnen individuell beurteilt.
Einsatzgebiet und Kontaktinformation
Der Verein Suchhundeinsatz arbeitet ehrenamtlich, das Einsatzgebiet erstreckt sich über den Bereich Rhein/Ruhr, vom Sauerland bis nach Münster und von Kamen bis nach Venlo. Eine Erstattung der Fahrtkosten wird gerne gesehen.
Beitrag: Mandy van den Borg, www.suchhundeinsatz.de, www.facebook.com/suchhundeinsatz