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Hund und Kind – Für ein freundliches Miteinander

Richtigen Mensch für Hund

Hund und Kind – Für ein freundliches Miteinander

Am 24. September 2024 aktualisiert

3 Mio. Leser jährlich beraten
Hund und Kind
© Jenny Sturm stock.adobe.com – ID:107415344

Wenn Hunde und Kinder gemeinsam aufwachsen, kann das eine glückliche Symbiose sein. Leider werden Hunde aber häufig unüberlegt auf den Wunsch der Kinder angeschafft. Dabei sind Erwachsenen nicht einmal im Klaren darüber, dass ein Hund das Leben der Familie auf den Kopf stellen wird. Zudem gibt es im Umgang mit Hund und Kind einige Regeln zu beachten. Das fängt bereits mit der Auswahl des Hundes an. Denn obwohl viele Rassebeschreibungen eine vermeintlich kinderfreundliche Ausprägung vermitteln wollen, gibt es den Familienhund oder Kinderfreund unter den
Hunden nicht.

Hunde brauchen positve Erfahrungen mit Kindern

Ein Hund ist nicht automatisch auch ein Kinderfreund. Sein Verhalten ihnen gegenüber hängt ganz davon ab, ob er Kinder in der Sozialisierungsphase, also in den ersten Wochen seines Hundelebens, positiv kennengelernt hat und welche Erfahrungen er in seinem Leben insgesamt mit Kindern gemacht hat.

Waren diese durchweg positiv und sind die Kinder ihm mit Respekt sowie mit entsprechender Sorgfalt begegnet und freundlich gewesen, wird dieser Hund, nahezu egal welcher Rasse, auch freundlich auf Kinder zugehen und den Umgang mit ihnen genießen.

Ist er aber in seinem Leben, gerade auch als Welpe, auf Kinder getroffen, die ihn am Schwanz gezogen, bedrängt, fest an sich gedrückt oder gegen seinen Willen auf dem Arm herumgeschleppt haben, wird er im besten Fall versuchen, Kindern auszuweichen.

Dieses Verhalten ist sehr gut bei Hunden zu beobachten, die als Streuner aus Ländern wie Rumänien, Spanien, Ungarn oder der Türkei kommen. Hier ist es leider an der Tagesordnung, dass gerade Kinder mit Steinen nach Hunden werfen. Zuerst werden sie angelockt und dann erschreckt oder misshandelt. Das gilt natürlich nicht für alle Kinder oder Erwachsene in diesen Ländern, aber Fakt ist, Menschen und Hunde haben dort ein anderes Verhältnis als in Deutschland.

kinder mit hund
© gpointstudio stock.adobe.com – ID:278494224

Missverständnisse vermeiden und Regeln beachten

Mehr als die Hälfte aller Hundebisse entfallen auf Kinder. Besonders gefährdet sind Kinder zwischen fünf und neun Jahren. Das liegt zum einem an der mangelnden Aufsicht der Eltern und daran, dass Kinder aus Sicht des Hundes lauter Dinge machen, die in seinen Augen verkehrt, sonderbar oder bedrohlich sind.

Kinder machen ruckartige, unkontrollierte Bewegungen, rennen plötzlich los, quieken dabei wie Beutetiere und fallen dann häufig im vollen Lauf hin. Sie ziehen Hunde am Schwanz oder Fell, gerade Kleinkinder greifen oft auch unbewußt plötzlich ganz fest zu.

Kinder necken Hunde, versuchen ihnen Spielzeug wegzunehmen, laufen vor ihnen davon oder direkt auf sie zu. Hunde, die nicht von frühestem Welpenalter positiv mit Kindern sozialisiert wurden und ihr Verhalten gewöhnt sind, reagieren auf solches Verhalten im besten Fall zunächst ängstlich. Im schlimmsten Fall beißen sie sogar zu. Auch ängstliche Hunde können irgendwann beißen. Meistens schnappen sie zu, wenn sie mit ihrem anfänglichen Rückzug keinen Erfolg haben und weiter bedrängt werden.

Können sie nicht fliehen, beißen sie. Hunde sind lebendige Tiere und haben ihre eigenen Motive für ihr Verhalten. Daraus folgt die absolut oberste Regel für ein glückliches Zusammenleben: Hunde und Kinder dürfen niemals alleine gelassen werden.

Alltag mit Hund und Kind

Es ist natürlich ein Unterschied, ob der Vierbeiner bereits in der Familie lebt und ein Baby hinzu kommt oder bereits kleine Kinder in der Familie sind, in die der Hund intergiert werden soll. Trotzdem spielt in beiden Fällen die Struktur des Alltags eine wichtige Rolle.

Während der neunmonatigen Schwangerschaft sollte man den Alltag des Hundes schrittweise so strukturieren, dass das Neugeborene für ihn keine sehr große Umstellung bedeutet. Deshalb muss man für Kleinkinder feste Regeln aufstellen, bevor der neue Vierbeiner einziehen kann.

Am Anfang brauchen Mensch und Hund Zeit sowie Geduld, um sich aneinander zu gewöhnen. Wichtig ist dabei, dass weder Kinder, noch Erwachsene den Vierbeiner bedrängen. Man sollte ihm Zeit lassen sein neues Umfeld in Ruhe erkunden zu lassen und warten, bis er auf seine neuen Menschen zugeht.

Die Kinder sollten wissen, wo und wie sie den Hund am besten streicheln können, wie sie sich verhalten, damit er ihre Gesellschaft genießen kann. Dabei ist es wichtig, Kindern beizubringen, richtig mit dem Hund zu spielen oder ihm ein Leckerchen zu geben.

Der Hund ist beispielsweise keine Anziehpuppe und er mag es nicht, wenn ihm mit den Fingern in den Ohren oder in der Schnauze gekitzelt oder er angebellt wird. Auch finden Hunde es nicht lustig, wenn ihnen erst ein Leckerchen angeboten und sobald er mit der Schnauze danach greifen möchte, wieder weggezogen wird.

Kinder sollten wissen, dass sie sich nicht ohne Erlaubnis dem Hund nähern, ihn anstarren oder ärgern dürfen. Gleichzeitig müssen Kinder lernen, dass die Ruhezonen, Körbchen, Spielsachen und der Futternapf des Hundes für sie tabu sind. Verbote sind hier wahrscheinlich nur das zweite Mittel der Wahl.

Wichtiger ist es, den Kindern zu erklären, warum sie diese Bereiche meiden und Dinge nicht anfassen dürfen. Hier sind Eltern gefragt, sich vor der Anschaffung des Hundes, umfassendes Wissen über Hunde anzueignen oder durch erfahrene Hundetrainer beraten zu lassen.

© Masson stock.adobe.com – ID:273225538

Was Hunde lernen müssen

Ob Welpe oder erwachsener Hund, wer mit Kindern spielen möchte, muss eine gute Beißhemmung erlernen. Das bedeutet, dass der Hund lernt, wie vorsichtig er mit seinen Zähnen der menschlichen Hand gegenüber sein muss, damit er dem Zweibeiner keine Schmerzen zufügt.

Der häufigste Fehler im Umgang mit Welpen ist hierbei, dass ihnen flegelhaftes und festes Zubeißen nachgesehen wird, weil sie „das ja nicht mit Absicht“ gemacht haben. Natürlich kneift der Welpe nicht mit der festen Absicht in die Hand um seinem Menschen wehzutun, aber er testet durchaus seine Grenzen.

Das gehört zu seinem Erfahrungsammeln einfach dazu und hat nichts mit Aggression zu tun. Deshalb sollte man dem dem kleinen Hund sofort Feedback auf sein Verhalten geben und die Konsequenzen spüren zu lassen.

Dass bedeutet, der Mensch muss bei einem zu groben Kniff sofort mit einem lauten „Aua“ aufheulen und das Spiel beenden, wie es ein Hundekumpel auch machen würde. Der kleine Hund lernt: „Aha, wenn ich zu doll kneife, gefällt das meinem Menschen nicht und das tolle Spiel ist vorbei.“

Durch Konsequenz lernt der Hundezwerg schnell, wie er das Spiel mit Herrchen, Frauchen und dann auch mit dem Kind am Laufen halten kann. Natürlich muss der Vierbeiner sich auch an das Leben mit Kindern, die Lautstärke, Weinen oder Streit zwischen Geschwistern gewöhnen.

Dabei ist die Anleitung durch einen Erwachsenen unverzichtbar. Denn auch wenn Kinder und Hunde gut aneinander herangeführt werden und einen „geheimen Draht“ zueinander haben, können kleine Mißverständnisse leider böse Folgen haben.

Deshalb sollte sich jeder gut überlegen, ob man einen Hund in seine Familie integrieren möchte, der auch die Bedürfnisse eines Vierbeiners befriedigen kann. Schlussendlich lohnt es sich in jeder Sichtweise, denn es gibt für kleine und große Menschen nichts Wertvolleres, als mit einem Hund leben zu dürfen.

Beitrag: Burga Torges, Hundetrainerin, www.hundeart.com

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