Endlich ist die Zeit gekommen. Die Sonne scheint, das Gras steht hoch und wir können mit den Vierbeinern lange Spaziergänge unternehmen. Von August bis Oktober genießen aber auch noch andere Lebewesen das reichliche Angebot an potentiellen Nahrungsmittel-Spendern. Es ist die Zeit der Herbstgrasmilbe.
Eigentlich tun wir der erwachsenen Milbe unrecht, denn sie ernährt sich lediglich von pflanzlichem Materia Ihre Larven allerdings warten auf Blut. Meist beginnt der Juckreiz bei Hunden und Katzen plötzlich und oft auch sehr heftig an den Pfoten, im Zwischenzehenbereich, an den unteren Gliedmaßen, aber auch im Gesicht und am Bauch. Eben an den Regionen, an die die Milben am schnellsten herankommen.
Für das Auge bereits sichtbar, zeigen sich knallorangefarbene, stecknadelkopfgroße Parasiten. Am einfachsten findet man sie im Zwischenzehenbereich. Wenn der Juckreiz sehr ausgeprägt ist, kann man häufig keine Herbstgrasmilben mehr entdecken, da sich Hunde und Katzen dann sehr stark belecken und den Parasiten eliminieren. Trotzdem bleibt der Juckreiz. Bei manchen Tieren so stark, daß sie sich durch Selbsttraumatisierung erhebliche Ekzeme und offene Hautstellen zufügen.
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Waschen kann helfen
Oftmals findet eine Verdachtsbehandlung statt, da man den Plagegeist nicht mehr findet, sich aber anhand der typischen Stellen und des Vorberichts über den plötzlich eintretenden Juckreiz sehr sicher ist, daß es sich um Herbstgrasmilben handelt. Als erstes sollte entschieden werden, wie stark die zugefügten Hautverletzungen sind und ob man eventuell etwas Hautberuhigendes geben muß.
Manche Tiere benötigen sogar etwas Kortison, um den starken Juckreiz einzudämmen. Danach kann mittels Pfoten- und Unterbauchwaschungen schon eine Juckreizlinderung erfolgen. Weiterhin finden spot-on Präparate und auch Sprays Anwendung.
Hilfreich ist es auch, die betroffenen Körperstellen mit einem Juckreizstillenden Shampoo zu waschen und verschiedene Sprays oder Lotionen danach zu verwenden. Zur Anwendung kommen auch Präparate auf pflanzlicher Basis.
Bei Katzen besteht das Problem, daß man ihnen nicht einfach erklären kann, bestimmte Schlafplätze oder Wege in der Zeit von August bis Oktober zu meiden. Für Hundebesitzer ist es etwas einfacher, bestimmte Regionen, die man selbst als verdächtig empfindet, für den täglichen Spaziergang auszuklammern.
Herbstgrasmilben unterschiedlich stark verteilt
Die Milben findet man in einigen Regionen verstärkt, wie zum Beispiel in Düsseldorf. Es gibt jedoch viele Orte in Deutschland, an denen man keine Milben findet. Im Unterschied zum Floh, der ebenfalls deutlich ekzematöse und stark juckende Hautläsionen verursachen kann, befinden sich die Hautveränderungen, die durch Herbstgrasmilben ausgelöst werden, an anderen Körperstellen.
Meist verursachen Flöhe keinen Pfotenjuckreiz, sondern eher einen Juckreiz auf dem hinteren Rücken und After-/Schwanzbereich, aber natürlich auch an vielen anderen Körperstellen. Und so findet sich auch schnell ein weiteres Phänomen der Haut, das uns immer wieder im Jahr begegnet, aber eben auch sehr gerne im Spätsommer. Der „Hot Spot“.
Er stellt sich als eine umschriebene Hautveränderungen dar, die oberflächlich oder tief sein kann. Die Therapie ist dann sehr unterschiedlich und richtet sich auch danach, ob bereits Bakterien in die Tiefe der Haut eindringen konnten. Prinzipiell fehlen die Haare auf dem Areal, es zeigt sich eine Rötung, Juckreiz oder sogar Schmerz.
Häufig sind die Veränderungen nässend und zeigen eine Wärmeabstrahlung, was dem Krankheitsbild den Namen gab. Diese Veränderungen treten auch plötzlich auf, zeigen sich zu Beginn häufig als schorfig verklebte Haarregion, oft an den Flanken und äußeren Oberschenkeln oder am Kopf an den Backen/hinter den Ohren.
Diese Hautentzündungen breiten sich häufig ohne Eingreifen schnell aus. Gerne auch wenn Hunde zusätzlich im Wasser baden und aufgrund der Rasse und oder langem Fell langsamer abtrocknen und die im Wasser befindlichen Mikroorganismen die Situation noch verschlechtern. Betroffen sind zumeist Rassen mit einem dichten Unterfell und/oder langen Haaren.
Scheren und reinigen
Die Hautstellen werden ausgeschoren und dann mit milden Reinigungslösungen gereinigt. Salben oder Pasten decken zu stark ab und können teilweise den Prozess sogar verschlimmern. Dann richtet sich die weitere Behandlung auch nach der Kooperation des Patienten und der Schwere der Erkrankung. Nach Möglichkeit mit einem keimhemmenden Shampoo. Bei kleineren Veränderungen schafft man es häufig mit lokaler Therapie.
Manchmal müssen auch kortisonhaltige Präparate bei oberflächlichen Problemen angewandt werden, da die Patienten sonst nicht zur Ruhe kommen. Kortison darf man aber keinesfalls bei tiefem Hot Spot anwenden.
Bei tiefen Entzündungen müssen hautwirksame Antibiotika eingesetzt werden. Außerdem muß versucht werden, die auslösende Ursache abzustellen und den Patienten an weiterem Selbsttrauma zu hindern. Eine Behandlung gegen krankheitsauslösende Parasiten sollte ebenso erfolgen, wie Kontrolle der Ohren und die Suche nach allergieauslösenden Faktoren.
Für Hundebesitzer ist wichtig, dass Parasiten in dieser Jahreszeit, neben saisonal auftretenden Allergenen eine Hauptursache für Juckreiz und daraus resultierende Probleme darstellen. Viele Tierbesitzer stellen im Herbst die Behandlung gegen Parasiten ein, da sie der Meinung sind, es gäbe keine mehr. Aber leider stimmt das nicht. Der Spätsommer und Herbst mit angenehmen Temperaturen sind sozusagen die Wohlfühlzeit für Zecken, Flöhe und Co. Gibt es einen milden Winter, gibt der Floh das ganze Jahr über keine Ruhe.
Parasiten können auch in Deutschland immer mehr Erkrankungen auf unsere Vierbeiner übertragen. Deshalb sollten unsere Tiere konsequent abgesucht und mit abwehrenden oder auch abtötenden Antiparasitika behandelt werden. Wirkstoffe auf pflanzlicher Basis, können Parasiten nicht abtöten aber häufig erfolgreich abwehren.
Beitrag: Dr. Kirsten Penner, Schwerpunkt: Dermatologie, Tierarztpraxis Ferdinand Nießen, www.tierarztinduesseldorf.de