Das Für und Wider von Halsbändern und Geschirren wird immer wieder kontrovers diskutiert. Der ratsuchende Hundebesitzer trifft hier nicht selten auf zwei unterschiedliche Lager. Aber wie sieht es nun aus, das perfekte Halsband bzw. das perfekte Geschirr? Und welches der beiden Varianten ist grundsätzlich besser geeignet?
Aufgrund der Vielfalt der Rassetypen muss man stets immer individuell nach anatomischen Gegebenheiten, Verhalten und Einsatzmöglichkeiten des jeweiligen Hundes entscheiden. Manche Hunde beispielsweise sind wahre „Entfesselungskünstler“. Man kann sie weder am Halsband noch an einem üblichen Geschirr sicher führen. Hier wäre ein so genanntes Sicherheitsgeschirr mit zusätzlichem, zweitem Bauchgurt anzuraten.
Auch sollten Hunde, die stark an der Leine ziehen oder aber auch in bestimmten Situationen nach vorne schießen, eher nicht am Halsband geführt werden. Das Problem dabei ist, dass sich der Zug nur auf die Halsregion verteilt und so empfindliche Regionen wie die Halswirbelsäule, aber auch Schilddrüse und Kehlkopf, unter Umständen Schaden nehmen können.
Grundsätzlich ist aber ein Geschirr nicht immer automatisch besser als ein Halsband – insbesondere dann nicht, wenn es schlecht sitzt! Ein Geschirr hat deutlich mehr Auflage- und Berührungspunkte am Hundekörper und damit auch mehr Möglichkeiten der Beeinträchtigung.
Halsband und Geschirr sollten optimal zum jeweiligen Hund passen – eben körpergerecht sein. Für alle Hundetypen gilt, dass sämtliche Gurtbänder unterpolstert sein sollten, an keiner Stelle Metallteile (z.B. Ringe) direkt auf dem Körper aufliegen und um Schilddrüse und Kehlkopf frei zu halten, ist eine v-förmige Anordnung der Halsgurte empfehlenswert. Insbesondere Letzteres wird bei einem Halsband kaum gelingen.
Die Wahl des Geschirrs
Einige Geschirre verfügen über einen besonders breiten Rückensteg, der sich bei Zug auch noch zusätzlich auf Höhe des Leinenrings absenkt. So kann Druck auf die Rückenmuskulatur ausgeübt werden. Da viele Hunde gerade in diesem Bereich oftmals Verspannungen haben, sollte dieser Aspekt bei der Auswahl des richtigen Geschirrs mit einbezogen werden.
Aus der Jenaer Studie zur Fortbewegung des Hundes (Prof. Dr. Martin S. Fischer, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Publikation „Hunde in Bewegung“, 2011) weiß man, dass die Schulterblätter die zentrale Einheit bei der Vorwärtsbewegung des Hundes darstellen. Es ist also enorm wichtig, dass diese nicht durch Gurtbänder o.ä. beeinträchtigt werden.
Bei der Auswahl des Geschirres sollte also auf einen möglichst freien Schulterblattwinkel geachtet werden, wie es zum Beispiel bei dem körpergerechten Hundegeschirr „Cosy Fellow“ (patentiert) und anderen Geschirren umgesetzt wurde.
Bei den so genannten „Norweger-Geschirren“ dagegen, sind die Gurte im Schulter und Brustbereich so angeordnet, dass sie genau auf Höhe des Schulterblattes aufeinander treffen. Hierdurch wird das Schulterblatt regelrecht abgedeckt. Darüber hinaus verläuft ein weiterer Gurt waagerecht vorne über die Brust, der das Schultergelenk nahezu blockiert.
Wenn der Hund dann an der Leine zieht, wird das komplette Geschirr nach hinten/oben gezogen und die Schulterblätter können nicht mehr physiologisch gleiten. Bei einigen Geschirren ist zusätzlich eine Art „Sattel“ angebracht, wodurch die oben beschriebene Problematik noch weiter verstärkt wird.
Ein körpergerechtes Hundegeschirr aus dem Fachhandel sollte entsprechend sorgsam für jeden Hund individuell ausgesucht werden. Da selbst innerhalb einer Rasse die Hundekörper anders ausfallen, sind individuell angefertigte Geschirre meist ein gute und nur wenig kostenintensiverer Alternative.
Sie können aus verschiedensten Materialien gefertigt und körpergerecht gearbeitet werden.
Beitrag: Melanie Preker, Tierheilpraktikerin und Osteopathin, www.tierheilpraxis-preker.de