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Große Hunderassen – Darf’s ein bisschen mehr Hund sein?

Große Hunderassen – Darf’s ein bisschen mehr Hund sein?

Am 24. September 2024 aktualisiert

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große hunderassen
© Rita Kochmarjova stock.adobe.com – ID:58844604

Große Hunderassen – große Herausforderung?

Zwar gehören Golden Retriever & Co bereits offiziell zu den großen Hunden, wo aber für den Einzelnen der mittelgroße Hund aufhört und der wirklich große Hund anfängt, entscheidet zumeist die Gewichtsklasse. Denn wiegt der Hund mehr als der Mensch, warten im Zusammenleben zahlreiche Herausforderungen auf das Team – neben dem Alltäglichen, das sowieso mit einem großen Hund anders ist als mit einem kleinen Vierbeiner.

Die Großen sind oft Spätzünder

Große Hunderassen wachsen anders als die kleinen Artgenossen und auch ihre Entwicklung schreitet verzögerter heran. So sind beispielsweise Neufundländer oder Landseer erst mit 14 bis 18 Monaten, die kleinen Rassen bereits mit 12 Monaten erwachsen. Entsprechend verschiebt sich auch ihre Geschlechtsreife.

Die Ernährung spielt bei der gesunden Entwicklung immer eine besondere Rolle, bei den Großen wie Bernhardiner, Ridgeback und Irish Wolfhound beispielsweise führen Überfütterung und zu hohe Calcium-Gaben aber zu schweren Gesundheitsschäden. Denn wachsen die Welpen von großen Hunderassen zu schnell, kommt es zu Skeletterkrankungen. Bei einem Endgewicht von 40 bis 60 Kilo sind diese natürlich fatal.

Erziehung ohne Kräftemessen

Wiegt Frauchen 50 Kilogramm und Fiffi ausgewachsen 45 kg, scheint das objektiv weniger zu sein. Doch wenn die „zarte“ Bordeauxdogge an der Leine loslegt, wird es eng für Menschen. Deshalb sollte bei der Erziehung von großen Hunderassen von Anfang an darauf geachtet werden, dass der Hund lernt, niemals mit seinem Menschen „in den Ring zu steigen“ und seine Körperkraft einzusetzen.

Denn hat der Vierbeiner erst einmal spitz gekriegt, dass er genauso schnell vorankommt, wenn Frauchen mit an der Leine hängt, wird der Weg zum Rudelführer für den Menschen sehr steinig und schmerzhaft – besonders, wenn der eigene Hund nicht besonders gut auf Artgenossen zu sprechen ist. Sozialisation im Welpen- und Junghundealter ist deshalb ein absolutes Muss.

Spielen ohne Gelenkschäden

Hoppeln schon in den ersten Lebensmonaten viele Kilos mit dem Welpen und Junghund herum, muss bei Bewegung und Spielen unbedingt darauf geachtet werden, dass diese gelenkschonend sind: wildes Toben mit Artgenossen sollte regelmäßig, aber in Maßen und nicht auf rutschigem Untergrund stattfinden. Und auf gar keinen Fall weiter zum Spielen auffordern, wenn der Hund Ermüdungserscheinungen wie Hinsetzen oder Hinterhertrotten anzeigt. Das betrifft zumeist das Spielen mit Kindern.

Mehrere kürzere Spaziergänge, die in der Länge langsam gesteigert werden, sind besser als riesige Runden. Treppen laufen sollte so lange wie möglich vermieden werden, wenn nötig, dann den Hund kontrolliert an der Leine führen. Und zu guter letzt: Joggen und Fahrradfahren erst mit dem ausgewachsenen Hund, wobei kleine Übungsstrecken zum Kennenlernen natürlich erlaubt sind.

Schuld ist immer der Große

Auch wenn viele Hundebesitzer wissen, dass das nicht stimmt, im Zweifelsfall hat doch immer der Große den Kleinen geschubst. Was bei den Menschen ungerecht, ist bei den Hunden nicht anders. Da sollte sich jeder Großhundebesitzer einen guten Blick fürs Detail während einer Auseinandersetzung und allgemein ein dickes Fell zulegen.

Denn nicht selten sind Herrchen und Frauchen von kleinen Vierbeinern doch eher der Ohnmacht nahe, wenn der Herdenschutzhund um die Ecke gebogen kommt, und sei dieser noch so harmlos. Denn zumeist haben die Riesenseelchen mit den dicken Pfoten es gar nicht nötig, sich mit Artgenossen anzulegen. Letztlich entscheiden aber Sozialisation und Erziehung bei jedem Hund darüber, ob der Vierbeiner verträglich oder ein Raufbold wird.

Ganz schön schwer

Krankheit und Alter schlagen gnadenlos und unaufhaltsam in jedem Hundeleben zu. Während man aber den Jack Russell Terrier bei einem Kreuzbandriss mühelos unter den Arm klemmt, ist das bei einem 40-Kilo-Vierbeiner eine weniger rückenschonende Angelegenheit. Wer hilft ihm dann die Treppe hoch oder stützt ihn bei den täglichen Geschäften im Wald?

Was tun, wenn er auf einem Spaziergang unglücklich stürzt und eine Pfote nicht mehr aufsetzen kann? Wer sich einen großen Hund anschafft, sollte immer darauf gefasst sein, dass er im Zweifelsfall allein mit dem Vierbeiner in allen Lebenslagen zurecht kommen muss oder im Falle des Falles Hilfe von einer zweiten Person benötigt.

Kosten XL

Natürlich würde jeder Hundebesitzer für seinen besten Freund das letzte Hemd geben, nur sollte das die Ausnahme bleiben. XL-Hunde kosten entsprechend viel Geld, und zwar nicht nur in der Anschaffung. Schließlich frisst man bei „Dobermanns“ nicht wie ein Yorkshire Terrier und fährt nicht im Kleinwagen in den Urlaub. Und wenn Herr Leonberger sich einen Tierklinikaufenthalt „gönnt“, fallen ebenfalls XL-Kosten an. Davor die Augen zu verschließen, wäre buchstäblich der Ruin für Mensch und Hund.

Früher Abschied vom „Dicken“

So imposant Kuwasz, Doggen und Rottweiler auch sind: Ihre Lebenserwartung ist vergleichsweise gering. Liebhaber der Großen müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie ihr Herz für wenige Jahre verschenken.

Denn im Schnitt sind beispielsweise Doggen mit sechs Jahren bereits Senioren und werden kaum älter als neun, Rottweiler nicht älter als zehn Jahre. In dieser Zeit haben sie sich natürlich ebenso tief ins Herz geschlichen wie ihre kleinen Artgenossen, das macht es dann um so schwerer sich zu verabschieden.

Beitrag: Burga Torges, Hundetrainerin, HundeArt, Foto: fotolia.de

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