Erwartet eine Frau ein Kind, dann sucht sie früher oder später in der Schwangerschaft den Rat und die Hilfe einer Hebamme. Bei Tieren war eine Trächtigkeit lange Zeit die Sache eines Tierarztes. Mit Monika Feldbusch hat sich das nun geändert.
Denn seit Anfang des Jahres arbeitet die 48-Jährige in der Umgebung von Krefeld als einzige Tierhebamme Deutschlands und betreut mit ihrem mobilen Ultraschall-Gerät Hunde, Katzen und Pferde, die Nachwuchs erwarten. Mit ihrem Hebammen-Mobil mit dem aufgemalten Klapperstorch ist Feldbusch dabei bis zu sechs Tage in der Woche für die trächtigen Tiere im Einsatz.
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Von der Züchterin zur Hebamme
Zum ungewöhnlichen Beruf der Tierhebamme kam Monika Feldbusch dabei mehr aus Not als durch Absicht. 15 Jahre lang war sie nämlich als Hundezüchterin aktiv, bevor sie diesen Beruf dann vor drei Jahren an den Nagel hängte und beschloss sich beruflich zu verändern. „Ich bin dann aber nur bei Zeitarbeitsfirmen gelandet, und deren Angebote haben mir nicht wirklich zugesagt.“ Über ein festes Ultraschallgerät, das Feldbusch noch aus ihren Züchterzeiten hatte, wurde dann langsam die Idee der mobilen Tierhebamme geboren.
„Mit meinem Mann habe ich mir dann überlegt, dass es für die Tiere doch viel weniger Stress bedeuten würde, für einen Ultraschall nicht immer aus ihrer gewohnten Umgebung heraus zu müssen, sondern dies auch zu Hause haben zu können.“ Die Idee der Tierhebamme war geboren, und die tatkräftige 48-Jährige begann ihren Plan umzusetzen. Zuerst kaufte sie ein mobiles Ultraschallgerät für mehrere tausend Euro, dann begann die Zeit des Klinkenputzens.
Zuvor hatte Feldbusch zudem ein Sachkundeseminar nach dem Landeshundegesetz NRW absolviert. Dieses ist für jeder Hundehalter in Deutschland mit einem großen Hund ab 40 cm Rückenhöhe, genauso ein Zuchtseminar und einen Zuchtseminar-Aufbaukurs, die von dem Verein „Briard-Freunde-Deutschland“ angeboten werden, Pflicht. „Natürlich waren die Leute am Anfang aber eher skeptisch, weil es so etwas ja noch nie gegeben hat, aber nach und nach wurde es dann besser“, erinnert sich Feldbusch an die Anfangszeit.
Geholfen hat dabei mit Sicherheit neben der freundlichen und positiven Ausstrahlung der Hebamme auch die TÜV-Zertifizierung für ihren Dienst. „Dabei wurde ein Qualitätsmanagement-System eingeführt, um den Service als Dienstleister für Tierhalter in gleicher Qualität zu erhalten oder zu verbessern. Das gibt den Leuten natürlich Vertrauen.“
Mit dem Ultraschall auf Welpensuche
Hat sich ein Hundehalter ob privat oder Züchter für die Betreuung seines Tieres durch die Hebamme entschieden, ähnelt das Prozedere in vielen Fällen dem einer Betreuung bei den Menschen. Da für Hunde ein solcher Vorgang jedoch nicht zum Alltag gehört, tastet sich Feldbusch bei jedem Tier erst einmal ruhig und sanft an die ungewohnte Situation heran.
„Wenn ich neu bei einem Kunden bin, dann lasse ich mich zum Beispiel von seinem Hund erst einmal in Ruhe beschnuppern, damit er mich kennenlernen kann. Danach kann er dann auch den Koffer mit Ultraschallgerät gründlich in Augenschein nehmen“, sagt Feldbusch.
Nach einem ausführlichen Gespräch wird das Ultraschallgerät aufgebaut und das Tier geschallt, wie es die Hebamme nennt. Wo das Tier untersucht wird, ist ihm selbst überlassen. „Die Tiere können sich entweder in ihrem Korb, oder auf ihrer Kuscheldecke, oder auch auf dem Bett von Herrchen und Frauchen, untersuchen lassen“, betont Monika Feldbusch.
Das Gel für den Ultraschall wird dabei natürlich auch so lange in der Hand verrieben, bis es für das Tier angenehm warm ist. Dass die Tiere den Ultraschall sogar genießen können, zeigen verschiedene Erfahrungen von Monika Feldbusch. „Ich erlebe es zum Beispiel immer wieder, dass Tiere während des Ultraschalls einschlafen und dann vor sich hin dösen.“
Bindeglied zwischen Tierarzt und Halter
Hat die Tierhebamme dann mittels Ultraschall die kleinen Nachkommen im Bauch der Hündinnen entdeckt, können Herrchen oder Frauen von der Hebamme so viele Fotos und Videosequenzen haben, wie sie möchten. „Das wird den Kunden auf Wunsch dann auch auf CD gebrannt.
Das ist zum Beispiel für Züchter praktisch, die diese CD dann ihren Kunden zeigen wollen. Und sollte es dann während einer Trächtigkeit bei den Tieren unerwartet zu Komplikationen kommen, können diese CD’s auch für den Tierarzt wichtig sein“, sagt Feldbusch.
Und beim Thema Tierarzt wird die Tierhebamme dann ernst. „Ich mache den Leuten bei Komplikationen oder anderen gesundheitlichen Beschwerden ihrer Tiere immer klar, wie wichtig es ist, gleich zum Tierarzt zu gehen. Denn das können wir nicht leisten.“ Vielmehr versteht sich Feldbusch als ein Bindeglied zwischen Halter und Tierärzten. „Darum setze ich auch auf eine enge Kooperation mit den Ärzten“, erklärt die Tierhebamme.
Doch auch wenn man das medizinische Spektrum ausnimmt, bietet Feldbusch ihren Kunden noch eine große Bandbreite an Leistungen. So bekommen die Tiere unter anderem einen Pass, in dem die wichtigsten Eckpfeiler der Trächtigkeit vermerkt sind sowie mehrere Ultraschalls, die während dieser Zeit gemacht wurden.
Und auch wenn die Welpen, wenn gewünscht, unter der Aufsicht der Tierhebamme, zur Welt gekommen sind, hat Monika Feldbusch den Tierbesitzern noch einiges zu bieten. „Die Welpen werden natürlich gewogen und die Vitalfunktionen kontrolliert. Zusätzlich gebe ich praktische Hilfestellung bei der Anfütterung der Kleinen und chippe die Welpen zwischen der siebten und zehnten Woche.“
Fürsorgliche Frauchen und Herrchen
Positiv überrascht ist Monika Feldbusch aber auch immer wieder von der rührenden Fürsorge vieler Züchter und Halter für die Muttertiere. „Das ist schon toll, was die Halter alles auf die Beine stellen, um ihren Tieren die Geburt so angenehm wie möglich zu machen und auch die Welpen danach optimal zu versorgen.
Da gibt es dann Baby-Waagen, Vliestücher, große Kuscheldecken und Heizlampen und vieles mehr.“ Doch nicht nur das bringt die Tierhebamme ins Schwärmen. „Es ist einfach rundum ein toller Job“, sagt sie. Und der soll in naher Zukunft auch noch erweitert werden. „Ich plane für die Zukunft meine Untersuchungen auch für Reptilien anzubieten. Denn seien wir mal ehrlich, wer trägt schon gerne seine Riesenschlange zum Tierarzt?“