Bislang konnten Hunde nur auf einem speziellen Friedhof für Tiere bestattet werden. Heute ermöglichen zwei Gemeinden in Deutschland, Mensch und Tier eine gemeinsame letzte Ruhestätte.
Wie an jedem Samstag ist Dieter mit seinem Pudel „Nero“ auf dem Friedhof in Braubach und besucht das Grab seiner verstorbenen Frau Angelika. Sie waren mit die Ersten, die sich für den Friedhof „Unser Hafen“ entschieden hatten.
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Ein Konzept macht Schule
Auf diesem neuen Friedhof können Mensch und Tier in einem Grab beigesetzt werden. Friedhöfe haben sich in den letzten Jahren stark verändert, denn Familien leben nicht mehr über mehrere Generationen an einem Ort. War der Friedhof früher oft ein lokaler Ort der Begegnung und ein Grab immer auch ein Stück Statussymbol, so ist diese Funktion längst verloren.
Gleichzeitig gilt heutzutage auch für die letzte Ruhestätte: Menschen wollen sich individueller ausdrücken. Mittlerweile gibt es Ruhewälder für naturverbundene Menschen, Weinliebhaber spricht das von Weinbergen umgebene Grab an und für Tierliebhaber gibt es nun den Friedhof „Unser Hafen“.
Dieter erzählt, dass Pudel Nero zu ihnen kam, als die Rente anstand. Gemeinsam machte man Ausflüge in die Berge, erlebte den Hund, der wie wild den Regen liebte, ging gemeinsam durch das Auf und Ab der Hundeerziehung. All das schweißte das Team zusammen.
Heute merkt man Dieter an, wie tröstlich es letztendlich für ihn ist, dass er gemeinsam mit Angelika das Grab aussuchte und den Grabstein gestaltete. Und natürlich auch, dass da noch einer für ihn da ist: „Nero“. Das Team vom Friedhof „Unser Hafen“ erinnert sich noch gut an die Gespräche und berichtete, wie deutlich die Anspannung von Angelika abfiel, als alle Dinge rund um das Grab erledigt waren.
Judith Könsgen, Leiterin der Friedhofsverwaltung, berät mit ihren Kollegen Hans-Paul Dahm und Ulrich Scholl Interessierte am Telefon und vor Ort. Sie kümmern sich um die zwei Friedhöfe in Essen und in Braubach.
Was ist, wenn ich zuerst sterbe?
Die Frage, was denn mit dem Tier passiert, wenn der Mensch zuerst stirbt, sollte sich jedoch jeder verantwortungsvolle Tierbesitzer stellen. Aus ihrer Arbeit für die Deutsche Friedhofsgesellschaft weiß Judith Könsgen, wie schnell und unangekündigt der Tod auf einmal kommen kann.
Deshalb plädiert sie auch dafür, dass man geklärt haben sollte, wer sich im Fall der Fälle um das eigene Tier kümmern wird – egal, wie man sich beisetzen lassen möchte. In der Praxis ist es aber eher so, dass der Mensch das Tier überlebt und die Tierurne vielleicht sogar zu Hause aufbewahren wird.
Oft bringen es die Angehörigen eines Verstorbenen nicht über das Herz, die Tierurne zu entsorgen. Dann können sie sich für die gemeinsame Beisetzung von Mensch und Tier entscheiden.
Die Beisetzung auf dem Friedhof „Unser Hafen“ ist immer eine Urnenbeisetzung. Das bedeutet, sowohl der Beisetzung der Menschen und der Tiere geht eine Kremierung voraus, natürlich in getrennten Krematorien. Somit können alle Tiere bestattet werden, die in einem Tierkrematorium eingeäschert werden können, vom Kanarienvogel bis hin zum Pferd.
Angeboten werden zwei verschiedene Grabarten: Einmal sind dies die sogenannten Freundschaftsgräber. Sie werden von der Friedhofsverwaltung gärtnerisch gepflegt. Hier brauchen sich Angehörigen nicht um Gestaltung und Grabpflege zu kümmern. Bei der zweiten Grabform, dem Familiengrab, ist die Gestaltung und Pflege in der Verantwortung der Angehörigen oder die verstorbene Person hat schon zu Lebzeiten alles festgelegt.
Alter Brauch neu umgesetzt
Seit Menschengedenken fanden viele Katzen, Hunde, Kaninchen und andere tierische Begleiter ihre letzte Ruhe in besonderen Grabstätten. Auch die Beisetzung von Mensch und Tier ist genau genommen gar nicht so neu. Viele Friedhofsgärtner und Pfarrer können über Erlebnisse berichten, dass in so manches Humangrab noch ein geliebtes Haustier beigesetzt wurde. Es passierte also nicht nur einmal, dass bei einem verstorbenen Förster oder Jäger auf einmal das Grab neu bepflanzt war, nachdem der geliebte Jagdhund gestorben war.
Judith Könsgen arbeitete über zwei Jahre an dem Konzept einer gemeinsamen Bestattung von Mensch und Tier, denn so ganz trivial war die rechtliche Situation aufgrund des Zusammenspiels der kommunalen und europäischen Gesetzgebung nicht.
Vorher die Dinge regeln
Wer sich gemeinsam mit seinem Tier bestatten lassen möchte, für den ist eine Vorsorge bereits zu Lebzeiten unabdingbar. Denn nur so kann verbindlich festgelegt werden, dass eine gemeinsame Grabstätte mit dem Tier auch umgesetzt wird. Zudem wird den Angehörigen die Zeit der Trauer erleichtert, da sie keine organisatorischen und finanziellen Belastungen tragen müssen.
Weiterführende Infos: Friedhof „Unser Hafen“, Tel.: 0800-3342666, www.unser-hafen.com
Beitrag: Burga Torges, Hundetrainerin, www.hundeart.com