So mancher Hundeliebhaber spielt mit dem Gedanken, sein Leben mit einem Vierbeiner zu teilen. Was aber, wenn man doch täglich ins Büro oder die Firma muss? Jeden Tag acht Stunden kann Bello schließlich nicht allein bleiben. Ist damit also der Traum vom eigenen Hund bereits wieder gestorben und bis zur Rente verschoben?
Viele Tierfreunde wollen sich damit nicht begnügen und finden kreative Lösungen, bei denen der Hund gut versorgt ist und auch der Vollzeit-Job nicht leidet. Mit ein wenig Organisationstalent lässt sich nämlich beides prima unter einen Hut bringen, ohne dass der Vierbeiner Stunde um Stunde in der Wohnung auf Herrchen oder Frauchen warten muss.
Inhalt
Vor Anschaffung nach Lösungen suchen
Bevor Sie sich für einen Welpen oder auch erwachsenen Hund entscheiden, sollten Sie Ihre persönlichen Gegebenheiten genau prüfen und bereits im Vorfeld die richtige Lösung parat haben. Schnellschüsse bringen nichts.
Denn wer erst den Vierbeiner vom Tierheim oder Züchter holt und später überlegt, wie er ihn eigentlich versorgen und betreuen soll, der riskiert, dass das wunderbare “Projekt Hund” von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist. Denn so wird das Tier garantiert unglücklich, Sie sind unter Dauerstress und leiden zusätzlich unter Ihrem schlechten Gewissen.
Betreuungsoptionen checken
Gehen Sie Personen in Ihrem privaten Umfeld durch, denen Sie Ihren Hund anvertrauen würden, während Sie das Hundefutter verdienen. Sprechen Sie mit Bekannten, Freunden, Verwandten. Vielleicht würden sich die Eltern ja freuen, wenn sie tagsüber vierpfotige Gesellschaft hätten und würden sich gerne als Hundesitter anbieten? Oder eine Nachbarin bietet sich an?
Aber was ist, wenn die einmal im Urlaub sind? Sprechen Sie mit so vielen Leuten wie möglich über Ihren Wunschtraum. Dadurch kommt vielleicht so mancher Stein ins Rollen und es tun sich Lösungen auf, mit denen Sie gar nicht gerechnet hätten.
Mit Hund im Büro
Eine tolle Variante ist auch, wenn Sie den Hund mit ins Büro nehmen dürfen. Bei immer mehr Firmen ist dies möglich, sprechen Sie doch einfach mal im Vorfeld mit Ihrem Arbeitgeber! Wichtig ist, dass der Vierbeiner sozial verträglich und natürlich stubenrein ist. Prima ist in diesem Fall, wenn Sie sich für einen Welpen entscheiden, denn der kann als “Bürohund” erzogen werden.
Nehmen Sie sich drei, vier Wochen Urlaub, wenn der Knirps einzieht. Bei einem Welpen ist es ohnehin wichtig, gleich mit der liebevollen Grunderziehung zu beginnen, um die Prägephase optimal auszunutzen. Bringen Sie ihm gleich bei, niemanden anzuspringen und auf Kommando auf seinen Platz zu gehen. Das ist im Büro sehr wichtig.
Natürlich kann der Hund nicht stundenlang nur still auf seiner Decke liegen – die meisten Kollegen haben aber sicher nichts dagegen, wenn der Vierbeiner hin und wieder vorbei wedelt, manche entwickeln sich zu wahren Weltmeistern im Verteilen von Hundekeksen und Streicheleinheiten.
So merkt der Hund schnell, dass die Bürozeit etwas Wunderbares und sehr Angenehmes ist. Ab und an ein kleines Spiel und vor und nach der Arbeit sowie in der Mittagspause ein ausgiebiger Spaziergang – dann kann der Vierbeiner gerne zwischendrin brav dem Büroschlaf frönen.
Bezahlter Hundesitter
Sollten die Optionen Verwandte, Bekannte oder mit ins Büro für Ihre persönliche Situation nicht zutreffen, dann gibt es noch die Möglichkeit, einen bezahlten Hundesitter zu engagieren. Hängen Sie doch einen Zettel beim Tierarzt auf oder inserieren Sie! Mittlerweile gibt es auch genügend Menschen, die die Betreuung von Hunden professionell übernehmen.
Hier helfen dann einschlägige Suchfunktionen im Internet oder auch die klassische Papiervariante der bekannten farbigen Seiten. Egal ob sich jemand auf eine Anzeige meldet oder Sie jemanden engagieren, prüfen Sie diese Person in jedem Fall auf Herz und Nieren. Denn schließlich geben Sie Ihren Liebling in diese Hände.
Fragen Sie nach Hundewissen und -erfahrung, der Bereitschaft, regelmäßig ausgedehnte Spaziergänge zu unternehmen und dem Vierbeiner eventuell Medikamente zu geben oder ihn zum Tierarzt zu bringen, falls erforderlich.
Wenn Sie einen professionellen Gassi-Gänger engagieren, dann fragen Sie, wie groß dessen Gruppe ist. Sind es mehr als sechs Hunde, sollten Sie skeptisch sein, denn wenn das “Rudel” zu groß ist, kann er dieses nicht mehr richtig beaufsichtigen. Lassen Sie auch Ihre innere Stimme sprechen. Wenn Sie bereits einen Hund haben, der zu beaufsichtigen ist, beobachten Sie die beiden beim Kennenlernen: Wie geht der Sitter mit dem Hund um? Wie reagiert dieser auf den Menschen? Sind sich beide sympathisch, dann können Sie über den Stunden- oder Tageslohn sprechen!
Hundetagesstätten
In immer mehr Städten gibt es außerdem inzwischen Hundetagesstätten. Dort können Sie Ihren Liebling morgens abgeben und abends abholen. Sind die Einrichtungen gut geführt, wird er Ihnen glücklich, zufrieden und ausgepowert übergeben. Auch hier gilt: prüfen Sie ausgiebig, ob der Vierbeiner in guten Händen ist.
Wichtig ist, dass die Tagesstätte nicht so überlaufen ist, dass das Personal jeglichen Überblick verliert, sondern die Hunde noch gut beaufsichtigen kann. Neben Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten und vielleicht einem Planschbecken für heiße Tage sollten unbedingt Rückzugsmöglichkeiten für die Hunde vorhanden sein. Da Hundetagesstätten sich immer mehr Beliebtheit erfreuen und die Nachfrage riesig ist, sollten Sie sich rechtzeitig um einen Platz für Ihren Hund kümmern. Natürlich können die Tagesstätten nur gut sozialisierte Hunde aufnehmen, die sich mit Artgenossen verstehen.
Homeoffice mit Hund
Treffen alle bisher genannten Möglichkeiten bei Ihnen nicht ins Schwarze, dann sollten Sie prüfen, ob Ihr Arbeitgeber ermöglicht, Ihren Job von zu Hause aus erledigen zu können. Immer mehr Firmen und Arbeitgeber genehmigen ihren Angestellten, vom Home-Office aus zu arbeiten. In Zeiten von E-Mail, Fax und weiteren modernen Kommunikationsmitteln ist dies vielfach kein Problem.
Dann kann der Hund in seinem Körbchen liegen, während Sie Briefe tippen und Telefonate führen, und sich auf die nächste große Gassi-Runde in Ihrer Mittagspause freuen. Betreuungsprobleme gibt es bei dieser Variante keine.
Was nicht geht
Eines sollten Sie jedoch auf keinen Fall machen, wenn Sie Job und Tier unter einen Hut bringen wollen. Denken, dass Sie den Hund “doch locker täglich ein paar Stunden allein lassen können, der schläft ja eh!” Ein Hund ist ein Rudeltier und nicht zum Alleinsein geboren. Er möchte bei Ihnen sein und leidet, wenn Sie ihn jeden Tag acht Stunden in der Wohnung zurück lassen. Ein solches Leben ist für ihn alles andere als artgerecht und kann zu schweren Verhaltensstörungen und Zerstörungswut führen.
Manche Hunde leiden so sehr, dass sie ihren Frust an allem auslassen, was nicht niet- und nagelfest ist. Sie zerreißen Sofakissen, zerstören Möbel, ihr Spielzeug und entfernen die Tapete. Solch ein Verhalten ist keine Böswilligkeit des Hundes, sondern ein akutes Alarmzeichen, dass ein Hund mit dem Alleinsein nicht klar kommt.
Natürlich ist es wichtig, dass der Vierbeiner auch mal zu Hause bleiben kann. Wenn Sie zum Arzt müssen oder mal ins Kino wollen, dann sollte er schon schrittweise daran gewöhnt werden. Dies gilt aber nur für ab und an und nicht für jeden Tag. Dabei ist es egal, ob sich der Hund nun im Haus oder auch im Garten aufhalten kann. Er möchte nicht täglich acht Stunden allein sein, selbst wenn Sie mittags zum Gassi-Gehen zu ihm kommen.
Können Sie ihm nur ein derartiges Leben ermöglichen, dann sollten Sie den “Wunschtraum Hund” wirklich verschieben und nicht egoistisch Ihren eigenen Träumen nachgehen. Handeln Sie im Sinne des Vierbeiners. Vielleicht ändern sich die Umstände in absehbarer Zeit oder Sie brauchen noch ein wenig mehr Zeit, um Veränderungen aktiv in die Wege zu leiten. Warten Sie besser, bis Sie alles vorbereitet haben. Dann können Sie das wundervolle “Projekt Hund” stressfrei und tiergerecht angehen.
Beitrag: Melanie Bäumel, Foto: HUTA Ratingen