Menschen mit Behinderung haben es im Alltag oft nicht leicht. Schon einfachste Handlungen, die für Menschen ohne Handicap selbstverständlich sind, können ab einem gewissen Grad der Behinderung zum Problem werden.
Neben menschlichen Helfern sind es inzwischen immer öfter auch vierbeinige Begleiter, die Menschen mit Handicap im Alltag bei den unterschiedlichsten Problemen helfen. Der Ausbildung dieser Assistenzhunde hat sich unter anderem der gemeinnützige Verein „Hunde für Handicaps“ verschrieben“.
Ein heruntergefallener Kugelschreiber ist ein Zustand, der Menschen ohne Behinderung meist nur ein kurzes Achselzucken wert ist. Danach wird sich gebückt und das Schreibgerät vom Boden aufgehoben. Eine simple Aktion, bei der Menschen mit Behinderung allerdings oft schon an die Grenzen des Machbaren stoßen.
Auch um diesen Menschen zu helfen, gibt es jetzt seit bereits 25 Jahren den gemeinnützigen Verein „Hunde für Handicaps“ mit Sitz in Berlin.
Inhalt
Am Anfang wenig Akzeptanz
Gegründet wurde der Verein 1991 als Selbsthilfegruppe von Menschen mit Behinderung, die gerne einen Hund halten und als Behinderten-Begleithund trainieren wollten. Auf den üblichen Hundetrainingsplätzen stießen sie allerdings auf wenig Akzeptanz gegenüber der Tatsache, dass sie den Hund als Rollstuhlfahrer anders führen und trainieren mussten als Menschen ohne Behinderung.
Die Betroffenen reagierten auf die Ablehnung auf die, aus heutiger Sicht, bestmögliche Art und Weise. Sie gründeten den Verein „Hunde für Handicaps“ und entwickelten spezielle Trainingsmethoden und -Ziele für qualifizierte Behinderten-Begleithunde. Bis heute finanziert sich der gemeinnützige Verein vorrangig durch Spenden von Privatleuten. Aber auch institutionellen Unterstützer, wie zum Beispiel dem Futterhersteller Mars Petcare, der Aktion Mensch und andere helfen durch finanzielle Support. Vor allem aber lebt der Verein von der Mithilfe vieler engagierter Ehrenamtlicher.
Bedarfsorientierte Hilfe
Was der Hund letztendlich in seiner Ausbildung zum Assistenzhund an Fähigkeiten erlernt, hängt vor allem stark von der Krankheit oder der Behinderung seines zukünftigen Halters ab. Eine Basisleistung, die jeder Hund lernt, ist allerdings das Apportieren von Gegenständen. Denn einem Menschen, der an Krücken geht oder im Rollstuhl sitzt, fällt das Aufheben von Heruntergefallenem immer schwer.
Viele Hunde lernen auch, ihrem Halter beim An- und Ausziehen zu helfen, Lichtschalter zu betätigen, Türen zu öffnen und zu schließen, die Waschmaschine auszuräumen oder ähnlich komplexe Aufgaben.
Doch es sind nicht nur diese rein physischen Hilfsmaßnahme, die ein Assistenzhund leistet, auch der psychische Beistand des Vierbeiner ist nicht zu unterschätzen. So bietet er als ständiger Begleiter auch immer die Möglichkeit für Körperkontakt, motiviert zum Ausgehen und erleichtert Sozialkontakte.
Auch ist es für die Halter wichtig, weniger stark von Hilfeleistungen durch andere Menschen abhängig zu sein. Dieses „Komplettpaket“ schenkt den Haltern ein Plus an Lebensqualität, das eine große positive Wirkung entfaltet.
Welche Hunde eignen sich überhaupt für die Ausbildung?
Wer jetzt denkt, Assistenzhunde müssten aufgrund der anfallenden Tätigkeiten unbedingt groß und robust sein, der liegt nur bedingt richtig. So ist lautdem Verein, die Rasse grundsätzlich weniger wichtig als der individuelle Charakter eines Hundes. Auch wenn sich natürlich einige Rassen, zum Beispiel der Golden und Labrador Retriever, besser eignen als andere, schon aufgrund ihrer Statur und Körpergröße, sollte sich ein guter Assistenzhund vor allem durch einen ruhigen, ausgeglichenen Charakter auszeichnen.
Darüber hinaus muss er gesund und gut sozialisiert sein, gern mit Menschen zusammenarbeiten sowie einen guten Grundgehorsam haben. Für die Ausbildung der Hunde zu Assistenzhunden bietet der Verein drei Möglichkeiten an:
Fremdausbildung
In der Fremdausbildung wachsen die Welpen in einer Patenfamilie auf und kommen dann zum Verein „Hunde für Handicaps“. Dort werden sie zum Assistenzhund ausgebildet. Im Laufe dieser Ausbildung findet dann nach Angaben des Vereins das sogenannte Matching statt, nachdem fest steht, für welchen Menschen mit Handicap der Hund seine Fähigkeiten trainiert. Nach abgeschlossener Ausbildung werden die Mensch-Hund-Teams dann aufeinander eingearbeitet und der Hund wird übergeben.
Selbstausbildung nach Patenprogramm
Bei diesem Ausbildungsweg kommt der Hund direkt nach der Überprüfung seiner Eignung als Assistenzhund zu einer behinderten Person. Der neue Besitzer des Tieres bringt ihm dann, mit Hilfe der Trainer des Vereins, die nötigen Hilfeleistungen selber bei. Dieser Weg eignet sich laut Hunde für Handicaps für Menschen, die körperlich fit genug sind, um den Hund in den Hilfeleistungen auszubilden.
Selbstausbildung
Die Selbstausbildung eignet sich für Menschen mit Behinderung, die bereits einen Hund haben und den Vierbeiner nachträglich zu einem geprüften Assistenzhund ausbilden möchten. Genauso ist diese Option für Menschen geeignet, die einen Welpen selbst großziehen und ausbilden möchten.
Wer diesen Weg gehen möchte, erhält auf Wunsch vor der Anschaffung eines Hundes eine umfassende Beratung durch den Verein. Den Abschluss aller Ausbildungswege bildet dann die Assistenzhundteamprüfung.
Insgesamt hat der Verein „Hunde für Handicaps“ in seiner Geschichte bereits mehr als 30 Mensch-Hund-Teams dazu verholfen, eine Assistenzhund-Team-Prüfung zu bestehen. Davon sind heute noch sieben gemeinsam unterwegs und derzeit fünf in Ausbildung. Infos zum Verein, der Ausbildung und auch zu den Spendenoptionen gibt es unter: www.hundefuerhandicaps.de.